ThinkPad X13 (AMD Ryzen 7 Pro) Testbericht

AMDs Ryzen-CPUs ziehen schon seit einigen Jahren Aufmerksamkeit auf sich, bieten sie doch endlich wieder eine leistungsfähige und günstigere Alternative zu den CPUs des Marktführers Intel. Mittlerweile wendet sich AMD auch wieder Notebooks zu und bietet mit der Ryzen Pro Mobile-Produktlinie mobile CPUs, die mit bis zu 8 Kernen und SMT (Hyperthreading) Leistung pur versprechen, aber nicht zuletzt dank 7nm-Fertigung dennoch stromsparend und kühl genug für den Ultrabook-Einsatz sein sollen. In der aktuellen ThinkPad-Generation werden die AMD-CPUs in der T- und X-Serie verbaut. Hier testen wir das ThinkPad X13 20UGS00800 mit AMD Ryzen 7 Pro 4750U.

Die wichtigsten technischen Daten des Testgeräts lauten:

ThinkPadX13– Typ 20UGS00800
CPUAMD Ryzen 7 Pro 4750U – 8x 1.7-4.1 GHz, 8MB L3-Cache
RAM16 GB DDR4, 3200 MHz
Display13.3″ 1920×1080, IPS, 300 nits, 800:1 Kontrast
GrafikAMD Radeon RX Vega 7 Graphics
Gewicht1.29 kg
Preis999 € (Bildungsprogramm)

Gehäuse

Das ThinkPad X13 nutzt weiterhin das Gehäuse des X390, welches wir hier bereits getestet haben. Mit Gehäuseabmessungen von 312 mm x 217 mm x 16.9 mm und einem Gewicht von 1.29 kg ist das X13 ein wirklich kompaktes und mobiles Gerät. Im direkten Vergleich zum ThinkPad X1 Carbon 8th Gen wirkt es zwar klar schwerer und dicker – tatsächlich sind dies jedoch nur 200g bzw. 2mm Unterschied, und man muss sich verdeutlichen, dass der Preisunterschied zwischen beiden Geräten über 500€ beträgt. Zudem ist der Fußabdruck des X13 dank 13.3″-Display nochmal etwas kleiner.

Das Unterteil des Gehäuses wird aus Magnesium und Aluminium gefertigt. Die Oberfläche ist glatt und unbeschichtet, eine gummierte Beschichtung wie z.B. bei der X1-Serie fehlt. Die Wartungsklappe am Boden fühlt sich etwas rauer an und besteht ebenfalls aus Magnesium. Aus Kunststoff fertigt Lenovo den Displaydeckel, der aber recht stabil wirkt und sich nur leicht verwinden lässt, unter Druck gibt er jedoch gerade in der Mitte etwas nach. Transportiert man das Notebook oft im vollen Rucksack, drohen hier auf Dauer eventuell helle Druckstellen im Display. Die Oberfläche des Deckels ist ebenfalls unbeschichtet und glatt.

Durch die Materialwahl wirkt das X13 insgesamt etwas weniger wertig als die X1-Serie und zieht auch Fingerabdrücke stärker an. Das Gerät liegt aber dennoch auf einem Level mit der restlichen X- und T-Serie und ist stabiler gefertigt als die budgetorientierte L-Serie. Premium-Features sind natürlich auch vorhanden. Zudem ist das Gerät – abgesehen von der Wartungsklappe – vermutlich weniger anfällig für Kratzer als die Gummibedchichtung der X1-Serie.

In Sachen Schnittstellen ist das X13 durchschnittlich: Auf der linken Seite befinden sich zwei USB 3.2 Gen 2 (Typ C)-Ports mit Unterstützung für Power Delivery und DisplayPort 1.4 – aufgrund der AMD-Architektur unterstützen diese aber kein Thunderbolt. Weiterhin finden wir einen proprietären Ethernet-Anschluss, welcher den intern verbauten Realtek Gigabit-Ethernet-Chip herausführt, der Adapter hierfür liegt bei. Dieser Anschluss bildet zusammen mit dem zweiten USB Typ C-Anschluss den mechanischen Dockingport. Auf der linken Seite platziert Lenovo weiterhin einen USB 3.2 Gen 1 (Typ A)-Port, der Always On unterstützt, einen HDMI 2.0-Port und den 3.5mm-Klinkeanschluss, welche Headsets oder Kopfhörer unterstützt. Auf der rechten Seite finden wir den Anschluss für ein Kensington-Notebookschloss, einen weiteren USB 3.2 Gen 1 (Typ A)-Port, ebenfalls mit Always On, einen Smartcard-Leser sowie den Lüfterauslass. Auf der Rückseite, im geöffneten Zustand vom Scharnier verdeckt, finden wir den SIM-Karten-Slot für mit WWAN ausgestattete Modelle.

Tastatur

Die Tastatur des X13 gleicht der des X390 sowie L13, wobei Lenovo in der aktuellen Generation auch die “Unified Communications Controls”, Funktionstasten zum Annehmen (F10) und Auflegen (F11) von Anrufen, implementiert hat. Aufgrund der kompakteren Bauform hat Lenovo die Tasten für Ü, Ä, + und # sowie AltGr, Druck und Strg (rechts) schmaler gestaltet, zudem wurde die Einfg-Taste doppelt auf der Ende-Taste belegt. Beim 10-Finger-Tippen liegen die Pos1- und Ende-Tasten somit weiter rechts als gedacht, allerdings hat unser Tester nach der Eingewöhnung mit dem L13 nun keine Probleme mehr hiermit.

Das Tippgefühl der Tastatur überzeugt. Der Tastenhub beträgt wie in den letzten ThinkPad-Generationen üblich 1.7mm, der Anschlag ist jedoch etwas weicher und weniger satt als gewohnt. Nachdem das ThinkPad L13 hier ein anderes Gefühl vermittelt hat, ist dies vermutlich auf Unterschiede zwischen den verschiedenen Tastatur-Herstellern herbeizuführen – allerdings ist dies ohnehin nur eine Kleinigkeit. Die Tastatur eignet sich einwandfrei zum Tippen längerer Texte, auch im 10-Finger-Tippen – hier muss man sich allerdings etwas auf die kleineren Tasten im rechten Bereich einstellen, das geht aber schnell. Je nach Modell ist die Tastatur in zwei Stufen hintergrundbeleuchtet (durchschaltbar per Fn-Space), unser Testgerät besitzt dieses Feature.

TrackPoint und Touchpad

TrackPoint und Touchpad des ThinkPad X13 werden von ELAN hergestellt. Wir bereits bei den letzten Tests bemerkt haben die Eingabegeräte dieses Herstellers mittlerweile größtenteils das Niveau des langjährigen Herstellers Synaptics erreicht, jedoch bieten die Treiber noch immer weniger Einstellmöglichkeiten – so fehlt auch eine separate Scrollgeschwindigkeit für TrackPoint und Touchpad. Hier muss man sich also auf eine primäre Maus festlegen.

Abgesehen davon bedienen sich jedoch sowohl TrackPoint und Touchpad sehr angenehm. Die TrackPoint-Tasten sind als Klickschalter ausgeführt und weisen die bekannte, teils angeschrägte Form auf. Gefertigt sind sie aus Plastik ähnlich dem des Tastaturrahmens – das wirkt optisch etwas billig. Das Touchpad überzeugt dafür – es ist mit einer angenehmen Mylar-Oberfläche ausgestattet, auf der die Finger zwar nicht so gut gleiten wie auf einem Glas-Touchpad, aber dennoch angenehm. Das Klickgefühl des Touchpads ist ausreichend satt.

Display

Unser Testgerät ist mit einem 13.3% Full HD-WVA-Display des Herstellers LG Display mit der Teilenummer LP133WF7-SPB1 ausgestattet. Lenovo gibt hier eine Helligkeit von 300 nits, eine NTSC-Abdeckung von 72% sowie ein Kontrastverhältnis von 800:1 an.

Schon im X390 war dieses Panel beliebt, auch unserem Tester gefällt das Bild ab Werk. Eine Kalibrierung behebt zusätzlich einen leichten Blaustich. Die Farbräume sRGB werden zu 99% und Adobe RGB zu 77% abgedeckt, NTSC zu exakt 72%. Ein Farbprofil stellen wir am Ende des Berichts zum Download bereit. Das X13 eignet sich somit zur Bildbearbeitung im sRGB-Farbraum.

Die maximal gemessene Helligkeit beträgt 337 nits – das reicht, um bei gutem Wetter draußen zu arbeiten, aber nicht im direkten Sonnenschein. Auch ist das Display zu dunkel, um aus seitlichen Blickwinkeln draußen ein Bild zu erkennen. Gedimmt werden kann das Panel auf bis zu 3.3 nits – ein idealer Wert, um in dunkler Umgebung angenehm zu arbeiten . Die Regelung ist nicht linear, so erreicht das Display bei halber Helligkeit erst 81 nits und bei 75% Helligkeit 145 nits, also noch nicht einmal seine halbe tatsächliche Leuchtkraft. Leider war aus technischen Gründen keine Messung der Ausleuchtung möglich, rein vom subjektiven Eindruck her fiel unserem Tester jedoch keine Ungleichmäßigkeit auf.

In individuellen Konfigurationen bietet Lenovo ein HD-Display (1366×768) mit 250 nits sowie zwei weitere Full HD-Optionen an. Hier kann man das Gerät mit In Cell-Touchscreen (also ohne Glasscheibe und weiter mit matter Oberfläche) bestellen – dieses Panel bietet ein etwas geringeres Kontrastverhältnis von 700:1. Alternativ wird das Display mit ThinkPad Privacy Guard angeboten, einem per Knopfdruck zuschaltbarem Blickschutzfilter. Dieses Panel verspricht einen Kontrast von 1000:1 sowie eine Helligkeit von 500 nits.

Audio, Kamera und Biometrie

Das ThinkPad X13 ist mit zwei 1W-Lautsprechern ausgestattet, die Dolby Audio-zertifiziert sind. Wie auch beim ThinkPad L13 enttäuscht dieses System. Es erreicht zwar mit aktiver Dolby-Software eine hohe Lautstärke, lässt aber Details im Klang vermissen und ist ohne Dolby-Software nur auf dem Niveau typischer günstiger Laptop-Lautsprecher. Diese Einsparung ist in der L-Serie verständlich, die teilweise 1.500€ deutlich überschreitenden ThinkPads der X- und T-Serie könnte Lenovo jedoch durchaus mit einer kompletten Dolby Atmos-Lösung aus vier Lautsprechern ausstatten.

Die interessanterweise als optional gekennzeichneten Dual Array-Weitfeldmikrofone ermöglichen in einer Videokonferenz eine klare Verständigung mit den Gesprächspartnern. Auch die Webcam erfüllt ihren Zweck, ist aber nur ThinkPad-Durchschnitt und somit eher von mäßiger Qualität. Wir zeigen hier ein Beispielfoto.

Beispielfoto mit der X13-Webcam

Die IR-Gesichtserkennung – wie mittlerweile immer über eine einzige Linse gelöst – sowie der Fingerabdruckleser zwecks biometrischer Anmeldung funktionieren einwandfrei und ermöglichen einen schnellen, komfortablen Login.

Konnektivität

Im ThinkPad X13 verrichtet trotz AMD-Architektur eine WLAN-Karte von Intel ihren Dienst – dabei handelt es sich um eine Intel Wi-Fi 6 AX200., die 802.11ax sowie Bluetooth 5.1 unterstützt. Empfang und Datendurchsatz sind einwandfrei, wie von dieser Karte bekannt.

LTE-A mit einer Fibocom L850-GL LTE-Karte ist optional verfügbar, Lenovo bietet auch eine eSIM-Unterstützung. Unser Testgerät ist von Lenovo als “nicht WWAN-upgradeable” gekennzeichnet, da keine Antennen vorhanden sind. Der SIM-Kartenleser ist jedoch intern verbaut. Bastelfreudige Nutzer können sicherlich einen Weg finden, Antennen nachzurüsten und so auch diese Konfiguration mit WWAN auszustatten.

Ethernet ist über einen beim Testgerät, aber nicht zwangsläufig bei allen Varianten des X13 mitgelieferten Adapter nativ anzuschließen.

Technische Daten

TestgerätAlternativen/Maximal
CPUAMD Ryzen 7 Pro 4750U (8x 1.7-4.1 GHz, 7nm, 8MB Cache)AMD Ryzen 3 Pro 4450U
AMD Ryzen 5 Pro 4650U
RAM16 GB DDR4-3200, verlötet, kein Slot8 GB
32 GB
Display14.0″ FHD (1920×1080), IPS, Low Power, 400 nits, 800:1 Kontrast, 72% NTSCtba
GrafikAMD Radeon RX Vega 7
HDD/SSD512 GB M.2 2280 NVMe SSD, PCIe 3.0 x4M.2 2242 NVMe SSD, PCIe 3.0 x2
WLANIntel Wi-Fi 6 AX200 (2×2 802.11ax)
Bluetooth5.1
LTEFibocom L850-GL
Schnittstellen2x USB 3.2 Typ A Gen1
2x USB 3.2 Typ C Gen2
HDMI 2.0
3,5mm Klinke
Ethernet/Side Docking-Anschluss
Smartcard-Reader

BiometrieFingerprint-Reader
Windows Hello Infrarot-Kamera

Audio2x2W Lautsprecher
2x Weitfeld-Mikrofon

WebcamHD 720p
Akku48 Wh
Netzteil65 W Slim45 W
65 W
OSWindows 10 Home
Windows 10 Pro

Hardware

CPU

Bisher bietet das X13 wenig Überraschungen, entspricht es doch nahezu komplett dem X390/X395. Der große Unterschied besteht in der Plattform: Der AMD Ryzen 7 Pro 4750U ist eine 8-Kern-CPU der 4. Ryzen-Generation und basiert auf der in 7nm Strukturbreite gefertigten Renoir-Architektur. Er taktet mit 1.7 GHz Grundtakt und kann im Turbo Boost bis zu 4.1 GHz erreichen. 8MB L3-Cache unterstützen die CPU, die ab Werk eine TDP von 15W besitzt – im ThinkPad X13 ist diese auf 20W angehoben.

Wir haben den Ryzen 7 Pro 4750U im Cinebench R20 getestet. Im Netzbetrieb erreicht die CPU nach einer Stunde Dauertest durchschnittlich 2675 Punkte im Multicore-Test und 464 Punkte im Singlecore-Test, was ein Multicore-Verhältnis von 5.76 ergibt. Der erste Durchlauf ergab hier 2840 Punkte im Multicore- und 465 Punkte im Singlecore-Test.
Im Akkubetrieb konnten 2604 Punkte im Multicore-Test und 445 Punkte im Multicore-Test erreicht werden, das Multicore-Verhältnis beträgt hier 5.85. Im ersten Durchlauf erzielte die CPU 2719 bzw. 445 Punkte.

Es zeigt sich eindeutig, dass die CPU ihre maximale Leistung im Singlecore-Test auch unter Dauerlast halten kann – unter Volllast auf allen Kernen greifen jedoch die TDP-Beschränkungen, sodass die Leistung mit der Zeit und steigenden Temperaturen reduziert wird.

Im Vergleich mit dem X1 Carbon 8th Gen mit Core i7-10710U ist die Leistung im Singlecore-Test vergleichbar und ähnlich stabil. Im Multicore-Test lässt das X13 das X1 Carbon zu Beginn meilenweit hinter sich stehen und erreicht im Akkubetrieb das Doppelte an Punkten, reduziert die Leistung mit der Zeit jedoch relativ gesehen stärker als das X1 Carbon. Dennoch ist die CPU auch unter Dauerlast klar leistungsfähiger.

Im Geekbench 4.4.3 haben wir das ThinkPad X13 mit einem ThinkPad T470p (Core i7-7820HQ, 45W TDP) verglichen. Das X13 kann hier sowohl im Singlecore-Test (4.913 vs. 4.655 Punkte) als auch im Multicore-Test (21.340 vs. 16.020 Punkte) deutlich am T470p mit seiner Standard-CPU und größerem Kühlsystem vorbeiziehen.

GPU

Die integrierte AMD Radeon RX Vega 7-GPU taktet mit 1.6 GHz und besitzt 448 Shadereinheiten. Auf dem Papier ist sie deutlich leistungsfähiger als Intels aktuelle HD Graphics-iGPU – wir haben sie natürlich einigen Benchmarks unterzogen.

Im Furmark v1.21.2.0-Benchmark erreicht die RX Vega 7 im Durchschnitt 734 Punkte und verliert auch nach mehreren Durchläufen nicht an Leistung. Weiterhin haben wir diverse 3DMark-Benchmarks getestet:

3DMark Fire Strike v1.12.672
Graphics Score2.961
Physics Score14.693
Combined Score903
3DMark Time Spy v1.21022
Graphics Score895
CPU Score5.255
3DMark Night Raid v1.111.131
Graphics Score11.765
CPU Score8.528
3DMark Sky Diver v1.09.653
Graphics Score9.396
Physics Score12.623
Combined Score8.417
3DMark-Benchmarks auf dem X13

Diese Ergebnisse können sich sehen lassen – fallen die Gesamtergebnisse sowie die GPU-relevanten Tests doch durch die Bank etwa doppelt so hoch aus wie die des zeitgleich getesteten ThinkPad X1 Carbon 8th Gen mit Intels Core i7-10710U. Bei den CPU-bezogenenen Tests schrumpt der Vorsprung teilweise auf 50-60%, jedoch kann die CPU auch hier ihre Vorteile mit mehr Kernen und späterer Drosselung ausspielen.

Schließlich haben wir den OpenCL Compute-Test von Geekbench 4.4.3 auf dem ThinkPad X13 sowie dem ThinkPad T470p mit Intel HD 630– und Nvidia GeForce 940MX-Grafik durchgeführt. Auch hier setzt sich das X13 mit 40.202 Punkten nicht nur von der Intel-Grafik dss T470p mit 23.805 Punkten, sondern auch von dessen Nvidia-Grafik mit 33.502 Punkten deutlich ab.

SSD

In unserem Testgerät verbaut Lenovo Samsungs PM981a-SSD mit 512GB Speicher (MZVLB512HBJQ-000L7). Die SSD ist per PCIe 3.0 x4 angebunden und nutzt TLC-Speicher. Der Alltagsbetrieb sowie das Benchmark-Ergebnis bescheinigen eine exzellente Performance.

PCMark “Alltags-Benchmark”

Im PCMark 10 hat das ThinkPad X13 4.533 Punkte erzielt.

Essentials8.398
Apps Start-up Score9.062
Video Conferencing Score8.193
Web Browsing Score7.978
Productivity6.503
Spreadsheets Score8.788
Writing Score4.813
Digital Content Creation4.631
Photo Editing Score6.771
Rendering and Visualisation Score4.737
Video Editing Score3.098
PCMark 10-Ergebnisse des X13

Interessanterweise spiegeln die PCMark 10-Ergebnisse des ThinkPad X13 nicht wieder, was wir in den anderen Benchmarks gesehen haben – hier liegt das X13 mit AMDs Ryzen 7 Pro 4750U nur knapp vor dem X1 Carbon 8th Gen mit Intels Core i7-10710U und schneidet z.B. im Apps Start-up Test, der die (identischen) SSDs evaluiert, sogar deutlich schlechter ab. Hier könnte das X1 Carbon 8th Gen durch seine kurzzeitig deutlich höhere Taktrate (4.1 vs 4.9 GHz) einen geringen Vorteil erzielen.

DPC-Latenzen

Wir haben mittels LatencyMon die DPC-Latenzen geprüft. Im Idle-Zustand sind innerhalb von 10 Minuten keine Latenzen gemessen worden, die Echtzeit-Audioanwendungen beeinträchtigen würden. Nach 10 Minuten haben wir kurz einige Websites geöffnet, dabei treten sofort und reproduzierbar größere Latenzen auf.

Performance im Alltagseinsatz

Unser Tester hat das ThinkPad X13 einige Tage im Alltag eingesetzt. Allgemein überzeugte es durch überragende Leistung. Beispielsweise bei der Verarbeitung von großen Bilddateien in Zeiss ZEN 3.1 (Zusammenfügen einer Mosaik-Aufnahme, 6 Bilder, 7-14GB/Datei, insgesamt 53GB) war das X13 bereits nach 9min20s fertig. Eine Workstation mit Core i7-6900K benötigte für die gleiche Aufgabe 10min35s, das X1 Carbon 8th Gen mit Core i7-10510U 11min19s.

Temperatur, Stromverbrauch und Lautstärke

Soweit hat uns der Ryzen 7 Pro mit Renoir-Architektur bereits sehr überzeugt. Doch wie sieht es bei den bisherigen Schwachpunkten von AMD-CPUs aus, der Temperaturentwicklung und dem Stromverbrauch?

Die Lüfterregelung des ThinkPad X13 ist eher konservativ eingestellt. Im Netzbetrieb und Idle wird der Lüfter komplett abgeschaltet. Bei leichter Belastung dreht er bereits nach kurzer Zeit hoch, sodass er hörbar, aber noch nicht störend ist. Unter Volllast wird er etwas lauter und man nimmt ein leises Pfeifen wahr, auch das stört aber nicht. Sobald die CPU sich wieder im Idle befindet, ist auch der Lüfter nach spätestens einer Minute wieder verstummt. Im Akkubetrieb reagiert der Lüfter etwas träger, verhält sich generell aber ähnlich. Lenovo möchte die Temperaturen scheinbar niedrig halten – das offenbart sich auch in der eingestellten Temperaturgrenze, ab der der CPU-Boost begrenzt wird, denn diese liegt bei nur 80°C. Aktuelle ThinkPads mit Intel-CPU erreichen unter Volllast CPU-Temperaturen von bis zu 97°C.

Wir haben Temperatur und andere Parameter in verschiedenen Benchmark-Szenarien mitgeloggt. Während einer einstündigen Cinebench R20 Multicore-Schleife startet der CPU-Takt bei ca. 2.5 GHz, sinkt aber bereits nach ca. 7 Minuten auf ca. 2.3 GHz ab. Diesen Takt kann die CPU dauerhaft halten – mit kurzen Spitzen nach oben im Abstand von ca. 4 Minuten, sowie unregelmäßigen Spitzen nach unten. Die CPU-Temperatur pendelt sich dabei bei ca. 78°C ein, die GPU-Temperatur liegt bei ca. 70°C. Der Lüfter erreicht bereits nach kurzer Zeit seine höchste Stufe.

Im Singlecore-Test verschiebt die CPU den Benchmark mehrmals zwischen den Kernen 1-4, sodass wir den CPU-Takt nicht sinnvoll darstellen können. Bei Singlecore-Belastung steigt die Temperatur aber nach wenigen Minuten auf bis zu 95°C – die Temperaturgrenze scheint sich also nur auf Multicore-Belastung zu beziehen. In den Taktspitzen erreicht der jeweils belastete Kern den maximalen Boost-Takt von 4.1 GHz.

Mit Prime95 (Small FFT-Test) haben wir noch die maximale thermische Belastung simuliert. Hier beginnt der CPU-Takt nun bei ca. 2 GHz, sinkt aber nach kurzer Zeit auf ca. 1.7 GHz und schwankt dann über die Dauer des Tests zwischen 1.5 und 2 GHz. Die Temperatur bewegt sich währenddessen zwischen 76°C und 80°C.

Bei zusätzlicher Belastung der GPU mit Furmark sinkt der CPU-Takt noch weiter und bewegt sich zwischen 1.25 und 1.5 GHz. Die CPU-Temperatur liegt dafür nur noch bei ca. 75°C, die GPU-Temperatur pendelt um ca. 70°C.

Unsere Tests zeigen eindeutig die Vorteile von AMDs 7nm-Fertigungsprozess. Trotz vier zusätzlicher Kerne ist die CPU deutlich effizienter und erreicht niedrigere Temperaturen als Intels ULV-Quadcore-CPUs bei weiterhin höherer Leistung. Wie in den letzten Tests beobachtet, sinkt die CPU-Temperatur bei gleichzeitiger Belastung von CPU und GPU weiter, da der Takt zusätzlich begrenzt wird. Dies deutet darauf hin, dass die TDP nun die Leistung der CPU begrenzt. Diese ist von 10-25W konfigurierbar und ist beim ThinkPad X13 standardmäßig auf 20W eingestellt.

Akkulaufzeit

Lenovo verbaut im ThinkPad X13 einen 48 Wh-Akku, der in unserem Testgerät von SMP produziert wurde, und gibt eine Laufzeit von bis zu 10-13 Stunden an. Dem ThinkPad X13 liegt ein 65W-USB Typ C-Netzteil in der üblichen Quader-Bauform bei.

Der Battery Eater v2.70-Benchmark leert den Akku im Classic Test (Volllast, volle Helligkeit, WLAN an) in 1h30min. Der Reader’s Test (simuliert Lesen eines Textes, mittlere Helligkeit, WLAN an) konnte leider nicht erfolgreich komplett durchgeführt werden, die extrapolierte Laufzeit liegt bei etwa 13h30min. Im Alltagsbetrieb hat sich bei gemischter Nutzung (Office, Internet, WLAN und Bluetooth an, etwas Bildbearbeitung, USB-Peripherie in Benutzung) eine Akkulaufzeit zwischen 6 und 8 Stunden herausgestellt, in einer Zoom-Videokonferenz scheitert das X13 knapp an der 3-Stunden-Marke.

Das X13 liegt somit sowohl in der Herstellerangabe als auch in der tatsächlichen Laufzeit etwas unter Geräten mit Intels Ultrabook-CPUs und ähnlicher Akkugröße. Man muss hierbei zwar berücksichtigen, dass das X13 ein extrem leistungsfähiges Gerät ist und die Intel-basierende Ultrabook-Konkurrenz in den Schatten stellt – aber absolut gesehen fällt die Ausdauer auch bei niedriger Last dennoch einfach kürzer aus. Tatsächlich ähnelt die Akkulaufzeit in allen Szenarien dem ThinkPad X1 Extreme, einer Workstation mit Standard-CPU und deutlich größerem Akku. Insbesondere beim Stromverbrauch bei niedriger Last dürfen AMD und Lenovo also gerne noch optimieren.

Preis und Konfiguration

Die hier getestete Konfiguration kostet im Bildungsprogramm 999 Euro und ist die größere Topseller-Konfiguration, die hierzulande verkauft wird. Für 1029 Euro erhält man das Gerät mit AMD Ryzen 5 Pro und nur 256 GB SSD, dafür aber mit WWAN-Vorbereitung und Windows 10 Pro-Lizenz. Eine vergleichbare Intel-Konfiguration (20T2003TGE) mit Core i7-10710U und zusätzlicher WWAN-Karte kostet 1.419 Euro.


User-Fragen

Lasst uns über die Kommentare oder in der Diskussion über das Testgerät im ThinkPad-Forum Eure Fragen zukommen, die wir natürlich gerne mit aufnehmen!

Das ThinkPad T14 mit Ryzen 7 Pro hat aktuell noch Probleme mit Hyper-V. Trifft das auch auf das X13 zu?

Nein, das Gerät bootet auch nach Installation der Hyper-V-Komponenten noch einwandfrei.

Wie verhält sich das ThinkPad X13 unter Linux?

Wir haben das X13 zunächst mit POP!_OS 20.04 (basierend auf Ubuntu) mit Kernel 5.6 getestet. Hier funktionierten zunächst einige Hotkeys (Mikrofon-Stummschaltung, externer Bildschirm) nicht, das Mikrofon war generell nicht funktionsfähig. Auch die Helligkeit konnte nicht geregelt werden, weiterhin war die Grafikbeschleunigung nicht verfügbar und der Lüfter lief bereits bei normaler Nutzung im Akkubetrieb deutlich hörbar, die Akkulaufzeit lag unter 5 Stunden.

In einem weiteren Test haben wir ein aktuelles Manjaro Linux mit Kernel 5.7 ausprobiert. Ab diesem Kernel wird die Renoir-Plattform unterstützt – nun ist die Grafikausgabe beschleunigt, auch die Helligkeitsregelung arbeitet und die Akkulaufzeit ist vergleichbar zu Windows. Leider bestanden die Hotkey- und Mikrofonprobleme weiterhin, zumindest das Mikrofon scheint auf dem vergleichbaren T14 mit AMD Ryzen ab Kernel 5.8 zu funktionieren.

Anhänge

Hier könnt Ihr einige Dateien zum Testgerät herunterladen:


Fazit

Das ThinkPad X13 mit AMD Ryzen 7 Pro 4750U ist ein kompaktes Ultrabook mit CPU-Leistung, wie man sie von einer Workstation erwarten würde. Auch AMDs integrierte Radeon RX Vega 7-Grafik ist für ein Ultrabook erstaunlich performant. Schade jedoch: Im Videoschnittbereich ist die AMD-Grafik mangels CUDA-Unterstützung zu langsam und eine externe GPU kann ohne Thunderbolt 3 nicht genutzt werden, eine Option auf eine zusätzliche Nvidia-Grafik bietet Lenovo nicht an. Abseits davon ist das ThinkPad X13 deutlich sichtbar mit dem X390/X395 verwandt. Das Gehäuse ist stabil, könnte aber etwas wertiger anmuten. Die Eingabegeräte sind erstklassig, auch das Display überzeugt, dürfte aber etwas heller sein – ein Low Power-Panel mit 400 nits Helligkeit wie bei 14″-ThinkPads wäre begrüßenswert. Bei der Akkulaufzeit hat Intel noch immer einen kleinen Vorsprung, aber die Entwicklung geht mit Ryzen 7 Pro in die richtige Richtung – das Gerät kann nun je nach Nutzung einen Arbeitstag durchhalten.

Für den Preis von 999 Euro ist das ThinkPad X13 in der getesteten Konfiguration absolut empfehlenswert – so viel Leistung, und dazu in einem so kompakten Paket, gab es bisher in keiner ThinkPad-Modellreihe, hierfür muss man bisher zur größeren und deutlich teureren X1 Extreme- oder P-Serie greifen. Allerdings bietet das zeitgleich getestete ThinkPad T14 mit Ryzen 4750U für etwas mehr Geld (1.219 Euro) einige Vorteile wie eine leicht höhere CPU- und GPU-Leistung, ein Low Power-Panel mit 400 nits Helligkeit, eine 1TB-SSD und WWAN-Vorbereitung. Stört man sich nicht am etwas größeren Gehäuse und Gewicht, sollte man sich auch das T14 genau anschauen.

Über Yassin

Mein erstes ThinkPad war ein T41, das ich 2009 als Übergangsgerät zwischen einem Samsung-Notebook und einem MacBook Pro verwendet habe. Nach einem Jahr und einem defekten Unibody-Gehäuse habe ich dann ein ThinkPad X201 neu erworben - und dann hat das Sammeln begonnen. Geschätzte 50 ThinkPads später (von denen ich einige immer noch habe) arbeite ich aktuell mit einem ThinkPad T470p und teste hier im Team gerne Lenovos Neuvorstellungen.

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2 Kommentare zu “ThinkPad X13 (AMD Ryzen 7 Pro) Testbericht”

  1. Mal eine Frage zu Verarbeitung. Am Anfang des Artikels wird in Bezug auf das Gehäuse auf den Test des Vorgänger Modells verwiesen. Der Vorgänger wird dort als sehr hochwertig beschrieben. Weiter unten in diesem Test steht jedoch, dass die Verarbeitung vom X13 eher in Richtung L Serie und nicht X, bzw T Serien geht. Ist die Verarbeitung nun identisch mit dem Vorgänger oder schlechter?

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