Motorola Thinkphone Review

“1000 Steine für ein Telefon” by mcb

Lenovo bietet inzwischen auch ein Thinkphone an. Motorola Deutschland hat uns freundlicherweise ein Testexemplar dieses Smartphones zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich um einen Androiden mit 6,6 Zoll.

Im folgenden werde ich hauptsächlich auf etwaige Unterschiede zu verbreiteteren Smartphones eingehen und versuchen zu thematisieren, ob der aufgerufene Preis gerechtfertigt ist. Die technischen Daten gibt es hier: https://psref.lenovo.com/Detail/ThinkPhone_by_Motorola?M=PAWN0003SE

“Motorola ThinkPhone Carbon Black”, allein der Name hat die Erwartung des Testers schon recht weit hochgeschraubt.

Verarbeitung und Inbetriebnahme:

Das Gerät ist sehr flach und leicht.

  • die Front: ein großes fast randloses Display mit dem inzwischen obligatorischen “Kameraloch”.
  • seitlich ein Metallrahmen
  • die Rückseite in Carbonoptik. Oben links die Kameralinsen und unten rechts ein dem X1 Carbon nachempfundenes ThinkPhone Logo in schwarz mit rotem I-Punkt.

Ein absoluter Handschmeichler, entgegen der Smartphones mit Glasrückseite auch nicht zu glatt und etwas leichter (188 Gramm mit Sim). Die Rückseite ist zusätzlich gummiert und man hat keine Angst, daß einem das Telefon aus der Hand rutscht. Minimanko: der Übergang zum Kamerablock ist wahrnehmbar, wenn man mit dem Finger daran heraufstreicht. Die Kameraabdeckung fühlt sich für mich wie Plastik an. Das Telefon ist leicht, perfekt verarbeitet und fühlt sich ausgesprochen wertig an, was will man mehr?

Müßte ich eine Schulnote vergeben: wirklich (ein knappes) “Sehr Gut”!

Das Thinkphone ließ sich kinderleicht einrichten und das, im Gegensatz zu Windows 11, auch offline :-). Da ist Google inzwischen deutlich kundenfreundlicher als Microsoft mit Windows 11. Beim Einrichten habe ich mich für die Entsperrung des Gerätes mit Fingerabdruck entschieden, auch um die Zuverlässigkeit auszuprobieren. Im Gegensatz zum Pixel 3a oder Pixel 6 funktionierte der Sensor extrem zuverlässig und erspart so die Eingabe von Paßwörtern oder Pin(s), die auf Dauer nerven können.

Das OLED-Display ist extrem hell und kontrastreich. Die Farbvoreinstellung sollte man nach meinem Geschmack allerdings auf neutral setzen. Sowohl mit hellem als auch dunklem Theme ließ es sich auch in der prallen Sonne ablesen, sofern man nicht den Winkel mit der stärksten Re­fle­xi­on trifft. Ja, glossy Displays: eine grandiose Fehlkonstruktion.

Empfang:

Meine Ersatzsim hat keinen Datentarif, also habe ich mich auf Wlan an zwei Fritzboxen beschränkt. Der Empfang war deutlich besser und weiter als beim Pixel. Die Verbindung war während der zwei Wochen absolut stabil. Telefonie über O2 bot eine exzellente Sprachqualität. Gesprächspartner waren klar und deutlich zu verstehen. Auf der Gegenseite gab es auch keine Reklamation. Dies ist natürlich sehr Standort- abhängig, war aber hier wirklich gut. Auch GPS arbeitete sehr zuverlässig, der Fix stand eigentlich immer sofort.

Rechenleistung:

Dem Tester war die Geschwindigkeit völlig ausreichend. Einzig die Reaktionsgeschwindigkeit der “Wischgeste nach oben” auf dem Homescreen, um die Programmübersicht aufzurufen, empfand ich als träge. Im Novalauncher konnte man das früher anpassen, eventuell können Lenovo und/oder Google das noch ein wenig feiner tunen. Ich habe die Leistung mal mit Geekbench 6 gemessen, folgend die Ergebnisse im Vergleich zum Pixel 6 unter Grapheneos.

Geekbench 6ThinkphonePixel 6Thinkphone / P6
CPU Multi-Core-Score45643479131 %
CPU Single-Core-Score18481445128 %
GPU Vulkan Score75976860111 %
Rechenleistung relativ zum Pixel 6

Also grob 25 Prozent schneller als (m)ein Pixel 6.

Die Kamera: Da ich weder kalibrierte Monitore noch genügend Vergleichsgeräte besitze, hier Vergleichsfotos zur GCam des Pixels. Ich habe mich mit den Voreinstellungen begnügt. Ich kann nicht 100%ig sagen, ob mir die Software von Motorola etwas vorgegaukelt hat, aber die Optik scheint beim Thinkphone lichtstärker zu sein. Beim Vogel würde ich unentschieden werten. Bei den Blumen hat Google definitiv bei der Farbwiedergabe die Nase vorne. Die Bilder des Pixel sind insgesamt etwas dunkler.

Vergleichsbilder (zum Vergrößern anklicken):

Das Thinkphone schießt alles in allem brillante Fotos und liefert etwas mehr Schärfe als das Pixel. Beide Telefone bieten eine ordentliche Kamera.

Der rote Knopf:

An der linken Gehäuseseite befindet sich zusätzlich noch ein roter Knopf; dieser kann mit verschiedenen Funktionen belegt werden. Es wird zusätzlich ein Windows PC benötigt, der gekoppelt werden muß.

Ich habe “App streamen” / “Telefon spiegeln” und “Dateien” ausprobiert. Im gleichen Wlan verbinden sich Telefon und PC durch Drücken des roten Knopfes zuverlässig und sehr schnell. Die gespiegelte Telefonoberfläche reagierte allerdings nur zäh und die Skalierung unter Windows verkleinerte viele Schriften zu stark.

Überaus gelungen fand ich die Dateiübertragung. Einmal den roten Knopf betätigt, öffnete sich ein Explorerfenster mit dem Telefoninhalt auf der Windowsoberfläche. Für mich persönlich ein echter Mehrwert, erspart es doch die Kabelverbindung.

Speaker:

Die Dolbyzertifizierten Lautsprecher klingen trotz der Softwareverbesserungen blechern und scheppernd, wie die meisten Smartphones. Da hatte ich mir mehr erhofft.

Akku / Laden:

Das im Lieferumfang enthaltene Netzteil lädt mit 68 Watt und funktioniert auch an neueren Thinkpads. Umgekehrt kann man das Telefon auch an den Thinkpadnetzteilen schnell laden. Works.

Die mitgelieferte Hülle

Updates :

Ein großes Trauerspiel ist die Updateversorgung bei vielen Androidsmartphones, am Testgerät kamen die Updates aber sehr zeitnah.

Fazit:

Puh: ein wirklich ganz vorzügliches Telefon! Es funktioniert einfach. Haptik, Handling, Optik und der rote Knopf einfach Bombe.