Die X1-Serie stellt nun seit über 8 Jahren das Flaggschiff der ThinkPad-Notebooks – kompakt, leicht und hochwertig verarbeitet richten sich die Modelle an Nutzer, bei denen Mobilität an erster Stelle steht. 2015 hat Dell hier mit dem XPS 13 ein bis heute erfolgreiches Gerät vorgestellt, das mit einem 13″-Display im 12″-Gehäuse den Trend zu extrem dünnen Displayrändern eingeläutet hat. Auch Lenovo ist hier in den letzten Jahren nachgezogen, hat nun aber mit dem ThinkPad X1 Nano einen direkten Konkurrenten vorgestellt, der auf die gleiche Erfolgsformel setzt. Hier testen wir das ThinkPad X1 Nano 20UN002DGE mit Intel Core i5-1130G7.
Die wichtigsten technischen Daten des Testgeräts lauten:
ThinkPad | X1 Nano – Typ 20UN002DGE |
CPU | Intel Core i5-1130G7 „Evo“, 4x 1.8-4.0 GHz, 8 MB Cache |
RAM | 16 GB LPDDR4x, 4266 MHz |
Display | 13″ 2.160×1.350, IPS, 450 nits, HDR, 100:1 Kontrast |
Grafik | Intel Iris Xe G7 |
Gewicht | 0.907 kg |
Preis | 1.649 € (Bildungsprogramm) |
Gehäuse
Beim ThinkPad X1 Nano handelt es sich um eine komplette Neuentwicklung, dennoch kommt einem das Gerät sofort bekannt vor – denn prinzipell handelt es sich um ein verkleinertes X1 Carbon, was auch im direkten Vergleich (dazu später mehr) deutlich wird. Das Gewicht von nur knapp über 900 Gramm fasziniert beim Anheben immer wieder, hier ist der Unterschied zum X1 Carbon Gen 8 mit knapp 190g jedoch sogar überschaubar.
Das Unterteil des Gehäuses besteht aus einer Magnesiumlegierung, der Displaydeckel wird komplett aus Carbon gefertigt. Wie bei der X1-Serie üblich ist das Gerät komplett mit einer Gummierung überzogen – dadurch fühlt es sich sehr hochwertig an. Auf der Gummierung hinterlassen Fingerabdrücke zwar irgendwann leichte Spuren, sind aber leicht abzuwischen. Für Kratzer dürfte das X1 Nano aber wieder etwas anfälliger sein als ein Gerät mit unbeschichtetem Plastikgehäuse.
Die Stabilität des Gehäuses überzeugt – es lässt sich nur schwer verwinden und problemlos an einer Ecke tragen, wozu das geringe Gewicht natürlich beiträgt. Auch der Displaydeckel wirkt extrem stabil gegenüber Verwindungen oder Druck. Beim Transport in einer vollgepackten Tasche oder einem typischen Uni-Rucksack muss man sich hier vermutlich nur wenig Sorgen machen.
Bei den Schnittstellen orientiert sich Lenovo auch an den Mitbewerbern – die Konnektivität steht im Zeichen der Mobilität, so kommt das X1 Nano lediglich mit zwei Thunderbolt 4/USB 4-Anschlüssen (USB Typ-C) und einer Headset-Buchse (TRRS) auf der linken Seite des Gehäuses. Rechts finden sich der Einschalter und der Auslass des Lüfters. Vermutlich wäre eine USB Typ A-Buchse bei dieser Bauhöhe tatsächlich nicht realisierbar gewesen, aber deren Verlust ist im Alltag doch hin und wieder umständlich – eventuell wäre hier ein zusätzlicher Millimeter Gehäusedicke das geringere Übel. Leichter verschmerzen lässt sich da schon das Kensington-Schloss, worauf das X1 Nano als erstes ThinkPad seit langer Zeit ebenfalls verzichtet.
Apropos Einschalter: Hier hat sich Lenovo leider einen Patzer geleistet – während seitlich verbaute Einschalter nun schon seit einigen Generationen als Taster problemlos Anwendung in diversen ThinkPad-Serien finden, ist der Einschalter beim X1 Nano nun sehr schwer und ohne definierten Druckpunkt zu betätigen. Da man dabei die Power-LED (im Einschalter) verdeckt und das X1 Nano sehr lange braucht, um zum POST zu gelangen, weiß man mitunter tatsächlich nicht, ob die Betätigung registriert wurde.
Nach dem Abnehmen der Wartungsklappe an der Unterseite des Gerätes hat man Zugriff auf das gesamte Innenleben des Gerätes. Tauschen lassen sich so ohnehin nur noch SSD, WWAN-Karte und Akku – RAM sowie WLAN-Karte sind verlötet.
Vergleich mit anderen Geräten
Unser Tester hatte die Möglichkeit, das Gerät mit seinem großen Geschwister, dem X1 Carbon (in diesem Fall der 7. Generation), sowie dem aktuellen Dell XPS 13 9300 zu vergleichen. Das X1 Nano fällt deutlich kleiner aus als das X1 Carbon, das Dell XPS 13 ist etwa gleich groß.
Tastatur
Lenovo hat sich sichtlich Mühe gegeben, das ThinkPad-Tippgefühl in den winzigen Formfaktor des X1 Nano zu übertragen. Das ist teilweise gelungen, denn die Tastatur bietet weiterhin einen recht satten Anschlag und ein angenehmes Tippgeräusch, was unserem Tester besser gefällt als z.B. beim aktuellen Dell XPS 13. Wie ehemals bei der X60/X61-Serie wurden nur Tasten wie die Umlaute deutlich schmaler gestaltet, um die anderen Tasten insgesamt nur um 1mm gegenüber z.B. dem X1 Carbon Gen 8 reduzieren zu müssen – eine gute Entscheidung. Auch in zwei Stufen hintergrundbeleuchtet ist die Tastatur natürlich.
Negativ fällt unserem Tester jedoch auf, dass das flache Gehäuse den möglichen Tastenhub auf nur 1.3mm reduziert. Beim schnellen Zehn-Finger-Tippen kommt es häufiger zu Fehlern, allerdings stellt sich erstaunlicherweise auch nach einigen Wochen noch keine Gewöhnung ein. Auch im Vergleich zum X1 Carbon Gen 8 – diese Tastatur ist im Vergleich zu anderen ThinkPads noch am ähnlichsten – gewinnt das größere Gerät.
Für normales, abwechslungsreiches Arbeiten eignet sich das ThinkPad X1 Nano einwandfrei und besitzt durchaus das bekannte ThinkPad-Feeling. Zum häufigen Verfassen längerer Texte ist es nach Meinung unseres Testers aber weniger geeignet. Auch hier wäre ein nur geringfügig dickeres Gehäuse sicherlich das geringere Übel gewesen, um dann aber eine „normale“ X1-Tastenmechanik einsetzen zu können.
TrackPoint und Touchpad
Wie mittlerweile üblich produziert ELAN den TrackPoint sowie das Touchpad für das ThinkPad X1 Nano. Die Hardware spielt mittlerweile auf einem wirklich hohen Niveau und lässt wenig Wünsche übrig. Unserem Tester fehlt lediglich nach wie vor eine Möglichkeit, die Scrollgeschwindigkeit für TrackPoint und Touchpad separat einzustellen – das ist bisher nur über den Windows-eigenen Regler und somit für alle angeschlossenen Eingabegeräte auf einmal mgölich.
Beide Mausersatz-Varianten bedienen sich sehr angenehm. Für unseren Tester als langjährigen ThinkPad-Nutzer ist der TrackPoint das Mittel der Wahl- dieser nutzt die bei der X1-Serie übliche, ultraflache Kappe. Die Tasten sind – wie auch die Tastatur – extrem flach, hier war daher nur Platz für Klicktaster statt richtige Membranschalter. Daran gewöhnt man sich jedoch relativ schnell, auch wenn sich nach wie vor kein sonderlich wertiges Gefühl einstellt. Immerhin haben sie, ähnlich zur Handballenauflage, eine sehr glatte Oberfläche. Das Touchpad überzeugt mit seiner mit einem satten, angenehm leisen Klick mehr – die Mausbedienung, das Scrollen und Multitouch-Gesten funktionieren einwandfrei. Es lässt sich aber nach dem ausgelösten Klick gerade in der linken unteren Ecke noch deutlich mehr nach unten drücken – auch das gibt leichte Abzüge in der Verarbeitungsnote.
Display
Unser Testgerät ist mit einem 13″-IPS-Display mit der Modellnummer MND007ZA1-2 ausgestattet. Der Hersteller lässt sich aktuell leider nicht ermitteln. Das Panel löst mit 2160×1350 Pixeln auf und entspricht somit wieder dem 16:10-Format, was vertikal etwas mehr Platz bedeutet. Lenovo gibt hier eine Helligkeit von 450 nits, ein Kontrastverhältnis von 1000:1 und eine sRGB-Abdeckung von 100% an.
Unsere Displayvermessung mit einem Datacolor Spyder 5 Pro bestätigt dies. Das Display deckt 100% des sRGB-Farbraums ab, 75% NTSC, 80% Adobe RGB und 81% P3.
Die Helligkeitsregelung deckt einen Bereich von 4,5 cd/m² (bzw. nits) bis zu 454.6 cd/m² ab. Damit ist das ThinkPad X1 Nano recht problemlos zum Arbeiten im Außenbereich bei Sonneneinstrahlung einzusetzen, gleichzeitig aber kann das Display aber auch ausreichend gedimmt werden, um bei dunkler Umgebung die Augen zu schonen. Die Regelung ist wie üblich nicht linear, bei 50% eingestellter Helligkeit leuchtet das Display mit 97 cd/m², bei 75% mit 173,6 cd/m². Vermutlich ist dies dem Umstand geschuldet, dass sich die Helligkeit in den meisten Fällen eher im Bereich unter 200 cd/m² befindet und daher dort eine bessere Einstellbarkeit praktisch sein kann.
Optional kann ein Touchscreen konfiguriert werden. Das dort verwendete Panel besitzt die gleichen Eckdaten, ist aber den Angaben von Lenovo nach nicht mehr komplett matt, sondern nur mit einer Mattierung versehen.
Audio, Kamera und Biometrie
Wie in der X1-Serie üblich ist das X1 Nano mit einem Dolby Atmos-Lautsprechersystem ausgestattet. Zwei 2W-Tieftöner strahlen an der vorderen Kante nach unten ab, während zwei 1W-Hochtöner direkt über der Tastatur platziert sind. Insgesamt überzeugt der Klang, wie üblich bei der X1-Serie. Höhen werden für ein Notebook klar gespielt, Tiefen sind – gerade angesichts der geringen Bauhöhe – beeindruckend. Von der Lautstärke her kann das X1 Nano einen mittleren Seminarraum problemlos bespielen.
In Sachen Webcam hat sich auch beim X1 Nano noch nichts getan – es ist die übliche 720p-Webcam verbaut, die gerade bei schlechtem Licht nur ein mäßiges, sehr verwaschenes Bild liefert, aber auch bei idealer Beleuchtung aufgrund der geringen Auflösung hinter jedem Handy zurückfällt. Die vier 360°-Weitfeldmikrofone dagegen erlauben eine klare Verständigung in Konferenzen.
In Sachen Biometrie bietet das X1 Nano IR-Gesichtserkennung zum Login mittels Windows Hello sowie einen Fingerabdruckleser. Beide funktionieren einwandfrei. Die Gesichtserkennung bietet mittlerweile ein interessantes Zusatzfeature: In der vorinstallierten „Commercial“-Version von Lenovo Vantage kann man die „Benutzeranwesenheitserkennung“ inklusive Zero Touch-Anmeldung und Zero Touch-Sperre aktivieren. Das X1 Nano sperrt sich dann automatisch und schaltet den Bildschirm aus, wenn man sich von dem Gerät entfernt. Setzt man sich wieder davor, aktiviert es sich automatisch wieder und entsperrt sogleich den Bildschirm über die Gesichtserkennung. Im Test hat dieses Feature einwandfrei funktioniert.
Konnektivität
Die WLAN- und Bluetooth-Karte im X1 Nano ist eine Intel AX201 (2×2) mit Unterstützung für 802.11ax sowie Bluetooth 5.1. Diese ist als M.2-Steckkarte ausgeführt. Empfang und Datendurchsatz überzeugen, wie von diesen Chips gewohnt.
Optional kann das ThinkPad X1 Nano auch mit WWAN ausgerüstet werden – hier stehen eine Fibocom L850-GL (4G LTE-A) oder eine Qualcomm X55 (5G) zur Wahl. Erstere Karte benötigt eine SIM-Karte, letztere arbeitet mit einer digitalen eSIM. Es ist allerdings zu beachten, dass nicht-WWAN-Modelle auch nicht aufgerüstet werden können – Lenovo verbaut nicht nur keine Antennen, sondern auch ein anderes Gehäuse, wo die Aussparung für den SIM-Slot nicht vorhanden ist.
Lenovo bietet weiterhin einen USB-C zu Ethernet-Adapter an, auch dieser ist jedoch nicht im Lieferumfang enthalten. Natürlich kann auch jeder beliebige andere Adapter eingesetzt werden.
Technische Daten
| Testgerät | Alternativen/Maximal |
CPU | Intel Core i5-1130G7 (4x 1.8-4.0 GHz, 8MB Cache) | Intel Core i5-1140G7 Intel Core i7-1160G7 Intel Core i7-1180G7 |
RAM | 16GB LPDDR4x-4266 (verlötet, arbeitet im Dual Channel) | – |
Display | 13.0″ Low Power IPS, 2160×1350 Pixel, 450 nits, 1000:1, 100% sRGB | Multitouch |
Grafik | Intel Iris Xe Graphics | – |
HDD/SSD | 512 GB M.2 2242 NVMe SSD, PCIe 3.0 x4 | Bis zu 1TB |
WLAN | Intel Wi-Fi 6 AX201 (2×2 802.11ax) | |
Bluetooth | 5.1 | |
WWAN | – | Fibocom L850-GL 4G LTE-A Qualcomm X55 5G |
Schnittstellen | 2x USB 4/Thunderbolt 4, 40 Gbps, PD3.0, Displayport 1.4a 1x Headset (Kopfhörer/Mikrofon) | – |
Biometrie | Fingerprint-Reader Windows Hello Infrarot-Kamera | ohne IR-Kamera |
Audio | 2x2W Tieftöner, 2x1W Hochtöner 4x 360° Weitfeld-Mikrofon | – |
Webcam | HD 720p mit ThinkShutter | – |
Akku | 48 Wh | – |
Netzteil | 65 W Slim | – |
OS | Windows 10 Pro | Windows 10 Home Ubuntu Ohne OS |
Hardware
CPU
Das ThinkPad X1 Nano gehört zu den ersten ThinkPads, die mit Intels neuer 10nm-Architektur „Tiger Lake“ ausgeliefert werden. Diese CPUs versprechen einen deutlichen Leistungssprung bei geringerer Wärmeentwicklung. Natürlich waren wir daher sehr gespannt auf die Ergebnisse des Core i5-1130G7, der mit einer Grundfrequenz von 1.8 GHz und einem Turbo Boost bis zu 4.0 GHz arbeitet.
Wir haben den i5-1130G7 im Cinebench R20 getestet. Im Netzbetrieb erreicht die CPU nach einer Stunde Dauertest durchschnittlich 1611 Punkte im Multicore-Test und 484 Punkte im Singlecore-Test, was ein Multicore-Verhältnis von 3.32 ergibt. Der erste Durchlauf ergab hier 1994 Punkte im Multicore- und 486 Punkte im Singlecore-Test.
Im Akkubetrieb konnten 1670 Punkte im Multicore-Test und 469 Punkte im Multicore-Test erreicht werden, das Multicore-Verhältnis beträgt hier 2.61. Im ersten Durchlauf erzielte die CPU 1996 bzw. 486 Punkte.
Die CPU kann sich bei Singlecore-Anwendungen klar von der 10. Core i-Generation und auch von AMDs Ryzen 4 Pro-Plattform absetzen. Im Multicore fallen die Ergebnisse ebenfalls deutlich höher als bei vergleichbaren 10th Gen Core i-CPUs aus, liegen aber hinter einem Ryzen 4 Pro, da der Core i5-1130G7 „nur“ vier Kerne besitzt.
Im Multicore-Test kann der i5-1130G7 seine Leistung interessanterweise im Akkubetrieb mit weniger Schwankungen abrufen als im Netzbetrieb, sodass er im Durchschnitt im Akkubetrieb ein leicht besseres Ergebnis erzielt, obwohl die freigegebene TDP ca. 2-3W höher liegt. Im Singlecore-Test wird im Netzbetrieb eine höhere Taktrate erreicht, die sich auch in einem leicht besseren Ergebnis wiederspiegelt.
Unter Volllast setzt innerhalb der ersten Minute umgehend Thermal Throttling ein, nach ca. drei Minuten wird dann die TDP begrenzt (mehr dazu weiter unten unter „Temperatur“). Danach bleibt die Leistung jedoch im Durchschnitt konstant und sinkt innerhalb der nächsten Stunde nicht mehr weiter ab. Das X1 Nano zeigt also bei längerer Volllast keine Probleme.
GPU
Mit der integrierten Intel Iris Xe Graphics schließt Intel im Markt der integrierten Grafiklösungen wieder auf: Auch bisher gab es mit der Iris-Serie bereits potente iGPU-Angebote von Intel, jedoch waren diese leider nicht in den üblichen Ultrabook-CPUs, sondern nur in den 28W-Varianten zu haben, wie z.B. Apple sie im MacBook Pro verbaut. Mit der 11. Core i-Generation wird die aktuelle Version Iris Xe nun endlich auch in den üblichen CPUs verbaut.
Im Furmark v1.25.0-Benchmark erreicht die Iris Xe im Durchschnitt 930 Punkte Die Wärementwicklung hat hier scheinbar eine größere Auswirkung – die Ergebnisse starten bei 1086 Punkten, sinken dann bis auf 814 Punkte ab, steigen für wenige Durchläufe wieder auf bis zu 1088 Punkte und sinken wieder auf um 800 Punkte. Die integrierte Grafiklösung von AMDs Ryzen 4 Pro-Lösung leistet im Vergleich stabilere Werte, fällt dafür aber um fast 200 Punkte hinter Intels neuen Chip zurück.
Weiterhin haben wir diverse 3DMark-Benchmarks getestet:
3DMark Fire Strike v1.1 | 3.290 |
Graphics Score | 3.617 |
Physics Score | 10.159 |
Combined Score | 1.223 |
3DMark Time Spy v1.2 | 1.091 |
Graphics Score | 980 |
CPU Score | 3.073 |
3DMark Night Raid v1.1 | 12.029 |
Graphics Score | 14.892 |
CPU Score | 5.758 |
Intel hat also nicht nur zu AMDs Ryzen 4 Pro (wie z.B. im ThinkPad X13 getestet) aufgeschlossen, sondern ist in Sachen GPU-Leistung auch an der Radeon RX Vega 7 vorbeigezogen. Die 8-Kern-Ryzen-CPUs sind in einem Multicore-Szenario natürlich immer noch schneller als Intels vergleichbarer 4-Kerner, daher fallen die CPU-Scores hier niedriger aus als beim X13. Die Grafik-relevanten Punkte sowie die Gesamtergebnisse des X1 Nano liegen jedoch vor dem X13.
SSD
In unsere Testgerät arbeitet eine WD SD530 M.2 2242 NVMe-SSD mit 512 GB Speicherplatz und der Modellbezeichnung SDBPMPZ-512G-0001. Sie nutzt TLC 3D-NAND-Speicher und ist per PCIe 3.0 x4 angebunden. Die Ergebnisse zeigen eine leistungsstarke SSD, die zwar nicht ganz an Platzhirsch Samsung herankommt, aber dennoch mehr als schnell genug ist.
PCMark „Alltags-Benchmark“
Im PCMark 10 hat das ThinkPad X1 Nano 4.250 Punkte erzielt.
Essentials | 8.729 |
Apps Start-up Score | 10.779 |
Video Conferencing Score | 7.432 |
Web Browsing Score | 8.305 |
Productivity | 5.807 |
Spreadsheets Score | 5.389 |
Writing Score | 6.258 |
Digital Content Creation | 4.111 |
Photo Editing Score | 5.587 |
Rendering and Visualisation Score | 3.133 |
Video Editing Score | 3.970 |
Hier spiegelt sich erneut wieder, was wir auch schon im 3D-Mark-Test gesehen haben: Das X1 Nano kann sich bei Grafik-, aber auch bei Singlecore-lastigen Anwendungen gering bis deutlich von der Ryzen Pro 4-Plattform absetzen, fällt bei Multicore-Anwendungen aber aufgrund der geringeren Kern-Anzahl dahinter zurück.
DPC-Latenzen
Wir haben mittels LatencyMon die DPC-Latenzen geprüft. Im Idle-Zustand sind innerhalb von 10 Minuten keine Latenzen gemessen worden, die Echtzeit-Audioanwendungen beeinträchtigen würden. Nach 10 Minuten haben wir kurz einige Websites geöffnet, dabei treten sofort und reproduzierbar größere Latenzen auf.
Performance im Alltagseinsatz
Im Alltagseinsatz hat sich das X1 Nano als ein sehr leistungsstarker, kompakter Begleiter herausgestellt. Alltägliche Aufgaben werden dank hoher Turbo-Frequenz und schneller SSD blitzschnell erledigt, und auch unter Last, z.B. bei Bildbearbeitung in Photoshop/Lightroom, Videoexport mit Premiere Pro oder wissenschaftlicher Bildverarbeitung in Zeiss ZEN, überzeugen das X1 Nano und Intels neue 10 nm-Architektur. Bei multicore-optimierten Programmen merkt man natürlich die geringere Anzahl an Kernen im Vergleich zu AMDs Ryzen 4 Pro-Plattform – das macht Tiger Lake aber über die bessere Akkulaufzeit, stärkere GPU (inkl. Unterstützung für Grafikbeschleunigung in Premiere Pro, die der AMD RX Vega 7 fehlt) und das X1 Nano auch über seinen winzigen Formfaktor mehr als wett.
Temperatur, Stromverbrauch und Lautstärke
Zu einem umfassenden Testbericht fehlt nun auch noch ein Blick auf die Emissionen und den Stromverbrauch des X1 Nano.
Die Lüfterregelung des kleinsten ThinkPads reagiert extrem schnell – bereits unter kurzer Last springt der Lüfter an und ist aufgrund der geringen Bauhöhe auch schnell hörbar, da die leise, erste Stufe nur wenig Luft fördert. Kühlerplatte und Heatpipe fallen bauartbedingt recht klein aus, der Lüfter selbst ist erstaunlich groß. Zum Glück hat Lenovo, wie gewohnt, jedoch Wert auf das Lüftergeräusch gelegt – man hört kein Pfeifen oder andere störende Geräusche, sondern hauptsächlich das Rauschen der Luft.
Wir haben Temperatur und andere Parameter in verschiedenen Benchmark-Szenarien über jeweils eine Stunde mitgeloggt. Im Cinebench R20 Multicore-Test im Netzbetrieb startet der CPU-Takt bei 3.5 GHz, pendelt sich aber bereits innerhalb der ersten 10 Minuten auf ca. 2.6 GHz ein. Gelegentlich gibt es kurze Ausreißer nach oben oder etwas längere (ca. 3 Minuten) Schwankungen nach unten, insgesamt bleibt der Takt aber konstant. Positiv fällt auf, dass die CPU-Temperatur mit Tiger Lake nun nur noch anfangs auf bis zu 97°C klettert, dann aber mit sinkendem Takt umgehend auf ca. 75°C fällt und auch in diesem Bereich verbleibt – vorbei sind die Zeiten von dauerhaften 97°C unter Volllast. TDP-seitig kann der i5 kurz 40W erreichen, wird dann aber vom einsetzenden Thermal Throttling gebremst. Nach ca. 3 Minuten übernimmt das Power Limit Throttling und reduziet die TDP langsam auf bis zu 22W, dann schwankt diese zwischen 22W und 25W hin und her. Im Akkubetrieb verhält sich das Gerät ähnlich, nur dass die Schwankungen des CPU-Taktes etwas geringer ausfallen und die CPU-Temperatur bei ca. 80°C liegt.
Im Cinebench R20 Singlecore-Test schwankt der CPU-Takt im Netzbetrieb kontinuierlich zwischen 3.4 und 4.0 GHz, die CPU-Temperatur pendelt zwischen ca. 68°C und 78°C. Die TDP liegt kontinuierlich bei 18W, es tritt kein Throttling ein. Im Akkubetrieb liegt die CPU-Frequenz deutlich niedriger bei nur 2.8 GHz, die CPU-Temperatur klettert entsprechend nur selten über 75°C. Erstaunlich, dass das Cinebench-Ergebnis nur geringfügig geringer als im Netzbetrieb ausfiel. Die TDP liegt hier bei ca. 15.5W, es tritt ebenfalls kein Throttling auf.
Mit Prime95 (Small FFT-Test) haben wir die maximale thermische Belastung simuliert. Hier fällt der CPU-Takt nun sehr schnell von 3.5 GHz auf ca. 2.1 GHz, dann beginnt nach ca. 6 Minuten ein dauerhaftes Pendeln zwischen 1.7 GHz udn 2.1 GHz. DIe Temperatur pendelt entsprechend zwischen 70 und 77 °C. Es liegt anfangs kurz Thermal Throttling, dann kontinuierlich Power Limit Throttling vor. Die TDP wird von anfangs 50W umgehend auf 37W korrigiert, mit dem Beginn des Pendelns der Frequenz schwankt sie dann auch zwischen 20W und 25W.
Bei zusätzlicher Belastung der GPU mit Furmark beginnt der CPU-Takt bei ca. 1.3 GHz, sinkt dann aber umgehend weiter und pendelt langfristig zwischen 0.8 und 1.2 GHz. Die CPU-Temperatur liegt erneut zwischen 68°C und 75°C. Es liegt anfangs Thermal Throttling, dann Power Limit Throttling vor, die TDP schwankt wieder zwischen 20W und 25W.
Intels neue 10 nm-Fertigungstechnik kann also durchweg überzeugen. Das X1 Nano kann auch unter Dauerlast ein hohes Leistungsniveau halten, die mögliche dauerhafte TDP zwischen 20W und 25W ist für ein derart dünnes Gerät mehr als sehr gut. Schön zu sehen ist ebenfalls, dass die CPU unter Volllast langfristig nicht mehr 80°C überschreitet – andernfalls wäre diese überzeugende Vorstellung in einem 900g-Notebook wohl nicht möglich. Dennoch wärmt sich das Gehäuse unter Volllast spürbar auf. Hieran führt bei dem Formfaktor kein Weg vorbei.
Akkulaufzeit
Das ThinkPad X1 Nano nutzt einen 48 Wh-Akku des Herstellers Simplo, der Rapid Charge (80% Ladung in 1h) unterstützt. Mitgeliefert wird ein 65W USB-C Netzteil in der „Slim“-Bauform, die ein platzsparendes Aufwickeln des Kabels ermöglicht.
Der Battery Eater v2.70-Benchmark leert den Akku im Classic Test (Volllast, volle Helligkeit, WLAN an) in 2h47min. Der Reader’s Test (simuliert Lesen eines Textes, mittlere Helligkeit, WLAN an) ergab eine 11h50min. Im Alltagsbetrieb hat sich bei gemischter Nutzung (Office, Internet, WLAN an, etwas Bildbearbeitung, teilweise Nutzung einer Samsung T5-SSD) eine Akkulaufzeit zwischen 8 und 10 Stunden herausgestellt.
Das X1 Nano erreicht somit nicht ganz die angegebene Laufzeit von 13.6 Stunden. Dennoch ist die Laufzeit mehr als überzeugend, da das Gerät einen normalen Arbeitstag ohne Probleme übersteht und selbst für etwas Surfen auf der heimischen Couch noch Energie bereithält. Geladen werden kann der Akku komplett in unter zwei Stunden, 80% – also genug Energie für 6-7 Stunden – können in ca. einer Stunde nachgetankt werden.
Preis und Konfiguration
Die hier getestete Konfiguration ist im Bildungsprogramm die „kleinste“ Option und wird für 1.649 Euro angeboten. Für 1.779 Euro erhält man zusätzlich eine LTE-Karte, für 1.899 Euro den Core i7-1160G7 und für 1.999 Euro schließlich noch eine 1TB-SSD. Beide Core i7-Varianten werden nur mit 4G/LTE angeboten.
User-Fragen
Lasst uns über die Kommentare oder in der Diskussion über das Testgerät im ThinkPad-Forum Eure Fragen zukommen, die wir natürlich gerne mit aufnehmen!
Wie sehr hat sich die Tastatur verändert? Die online verfügbaren Testberichte unterscheiden sich in diesem Hinblick deutlich.
Ein Thema wie die Tastatur ist einfach immer sehr subjektiv zu beurteilen, daher können auch wir hier kein finales Urteil abgeben. Unser Tester beherrscht das 10-Finger-Tippen und gehört eher zu den schnelleren Schreibern – ihm fällt das blinde Tippen auf der Tastatur auch nach dem vierwöchigen Test noch schwerer und seine Tippgeschwindigkeit liegt unter der üblichen. Hier spielt aber sicherlich auch der regelmäßige Wechsel zu anderen Tastaturen mit herein. ThinkPad-unwürdig ist sie aber keinesfalls, auch im Vergleich zu anderen sehr dünnen Geräten braucht sich das X1 Nano nciht verstecken. Im Zweifelsfall sollte man das Gerät live ausprobieren.
Kann das ThinkPad X1 Nano über einen USB-Ethernet-Adapter per PXE booten?
Ja, das ist möglich!
Anhänge
Hier könnt Ihr einige Dateien zum Testgerät herunterladen:
ThinkPad X1 Nano Non-Touch Farbprofil
Fazit
Das ThinkPad X1 Nano ist das kleinste, leichteste und kompakteste ThinkPad im aktuellen Lineup. Interessant dabei – selbst in der gesamten Modellgeschichte fallen vermutlich nur die seltenen Modelle 240 und S30 kleiner aus. Dennoch ist das X1 Nano dank Intels 10 nm-Architektur „Tiger Lake“ extrem leistungsstark und braucht sich vor seinen großen Geschwistern nicht zu verstecken. Verarbeitung, Display und Akkulaufzeit spielen auf sehr hohem Niveau und lassen keine Wünsche offen. Negativpunkte bleiben aber leider nicht aus – auch wenn die Tastatur für den Formfaktor immer noch sehr gut ist und ThinkPad-Feeling aufkommt, erfordert sie eindeutig eine Eingewöhnung und ist zum Schreiben längerer Texte sicher nicht für jeden geeignet. Nicht jedem gefällt sicherlich auch, dass Lenovo neben einer Kopfhörerbuchse nur noch USB Typ-C verbaut – der Verlust des Kensington-Schlosses schmerzt hier sicherlich weniger als die Tatsache, dass nun selbst ein normaler USB-Stick einen Adapter erfordert.
Das Gerät ist für das Gebotene mit 1.649 Euro ein sehr gutes Angebot – es bewegt sich in einem ähnlichen Preisrahmen wie sein großer Bruder, das X1 Carbon, und bietet bei ähnlicher Leistung noch deutlich mehr Mobilität. Empfehlenswert ist es für jeden, bei dem dies an erster Stelle steht, und praktisch sicherlich auch z.B. auf einem Hörsaaltisch, wo Platz Mangelware ist. Nutzt man viel Peripherie oder benutzt man das Gerät vor allem stationär, sollte man aber auch das X1 Carbon oder ein anderes Modell der X- oder T-Serie näher betrachten.