„Kann fast alles außer Kaffee kochen“ by mcb
Nachfolgend der Test eines ThinkPad T490 aus dem Campusprogramm. Hierbei handelt es sich um ein Sondermodell für Schüler, Studenten oder Wissenschaftliche Mitarbeiter, welches gegen einen entsprechenden Nachweis vergünstigt erhältlich ist.
Das Gerät wurde mir von ok1.de zur Verfügung gestellt. Erhältlich unter anderem hier: https://ok1.de/ThinkPads/ThinkPad-T490-14/ThinkPad-T490-20N3S02J00::1735.html
Die wichtigsten Eckdaten:
Intel Core i5-8265U / 8GB Ram / 512GB SSD / 14″ FullHD Panel (400 nits)
Größe und Gewicht: 329 x 227 x 18.9 mm, 1.46kg
inklusive 3 Jahre Vor-Ort Premier Herstellergarantie.
Das Gerät:
Der erste Eindruck nach dem Auspacken:
Das Thinkpad T490 ist nochmals eine Ecke flacher und leichter als mein über vier Jahre altes T440s. Insgesammt sehr schick und pechschwarz. Das Gerät fühlt sich wertig und stabil an. Die Oberfäche hat im Gegensatz zu älteren Thinkpads, die sich nach hartem Plastik anfühlen, einen „gummierten“, etwas weicheren Touch. Auffallend auch: ein recht starker Gummigeruch, dieser ist nach drei Wochen aber kaum noch wahrnehmbar. Der Displaydeckel ist stabil und die Scharniere straff. Positiv: Es lässt sich problemlos einhändig öffnen. Insgesammt wertig und schick.
Die Schnittstellen sind jeweils links und rechts angeordnet, mit Ausnahme des Simkarten-Slots, der sich an der Rückseite befindet. Eine Anmerkung zu den USB 3-Ports: Diese sind wirklich schwergängig.
Links: USB-C [AC power] / USB-C Thunderbolt 3 / USB-C / USB 3.1 (Gen 1) / HDMI / Headphone – mic combo & MicroSD card reader
Rechts: Smart card reader / USB 3.1 (Gen 1) / RJ45 & Kensington lock slot
Tastatur, Touchpad und Schreibkomfort:
Leider sind die Kanten zwischen Unterschale und Tastaturrahmen, sowie die Außenkante des Tastaturrahmens recht scharfkantig und nicht perfekt entgratet. Dies führt beim Tippen häufig zu einem unangenehmen Gefühl in den Handballen, zumindest bei großen Händen.
Die hintergrundbeleuchtete Tastatur entspricht relativ genau den 14-Zoll Geräten seit der 30er Serie. Sehr positiv: Es ist endlich wieder ein StatusLed in der Umschalttaste integriert. Gewöhnungsbedürftig: Die verkleinerten Bild rauf und runter Tasten. Die zweistufige Hintergrundbeleuchtung lässt sich wie bisher mit Fn + Leertaste durchschalten. (an, heller, aus). Lenovo- typisch: Je nach Blickwinkel blendet sie mehr, als dass Buchstaben leuchten. Unter problematischen Lichtverhältnissen aber trotzdem klasse.
Die Tasten sind etwas weniger glatt als auf älteren Backlighttastaturen (40er), und etwas weicher. Beim Schreiben klappern sie kaum, die Tastaturanschläge übertragen sich allerdings stärker als bei älteren Modellen auf die Tischplatte.
Die oberste Reihe der Tastatur beinhaltet die F-Tasten, nach jeweils vier Stück befindet sich eine kleine Lücke. Nach einem kurzen Versuch mit der „ThinkPad Kompakt Tastatur mit TrackPoint 0B47222“ weiß ich das wirklich zu schätzen. Die F-Tasten sind zusätzlich mit den Steuerungsfunktionen (Lautstärke, Bildschirmhelligkeit usw.) belegt. Mit Fn lässt sich die jeweilige Funktionalität auswählen, mit Fn + Esc dauerhaft.
Die Tastatur als solche ist erstklassig, da gibt es nichts zu meckern. Klar definierter Druckpunkt, angenehme Haptik und genug Hub, wenn auch nicht ganz so viel wie bei älteren T-Modellen.
Das Touchpad mit drei Maustasten oberhalb ist nochmals größer geworden. Die Oberfläche ist leider nicht aus „Glass“ sondern aus Plastik und fühlt sich dadurch ein wenig rau an.
Als Trackpointnutzer habe ich es abgeschaltet, da ich beim Tippen konstant versehentlich Mausbewegungen mit den Handballen initiiert habe.
Im Gegensatz zu älteren Modellen bietet der Windowstreiber keine eigene Oberfläche mehr an. Sowohl Trackpoint und Touchpad funktionieren einfach, inklusive der Windowsgesten (z.B. Drei-Finger nach unten ziehen).
Das Display:
Lenovo selbst bewirbt das entspiegelte 14 Zoll Display als: „Stromsparendes Full-HD-IPS-Display (1.920 x 1.080, 400 cd/m²)“ Hierbei handelt es sich um eine der hochwertigen Optionen, die zur Zeit angeboten werden. Alternativ kann das T490 mit
- HD-TN-Display (1.920 x 1.080, 250 cd/m²), entspiegelt
- Full-HD IPS (1.920 x 1.080, 250 cd/m²)
- Full-HD-IPS-Touchscreen (1.920 x 1.080, 300 cd/m²)
- Full-HD-IPS mit PrivacyGuard (1.920 x 1.080, 400 cd/m²)
- WQHD-IPS mit Dolby Vision® (2.560 x 1.440, 500 cd/m², 100 % Adobe Farbraumabdeckung)
bestellt werden. Das WQHD-Display ist leider glossy.
Lenovo verbaut unter der selben Bezeichnung Displays verschiedener Lieferanten. Das Testgerät hat ein NE140FHM-N61 von BOE verbaut.
Der erste Eindruck war sehr positiv. Hell, scharf und gleichmäßig ausgeleuchtet begrüßt einen das Bios und später dann auch das Betriebssystem. Die Farbwiedergabe ist subjektiv auch in Ordnung. Meine Wahrnehmung während des Tests:
- super Kontrast
- Schwarz ist wirklich schwarz
- die Helligkeit ist völlig ausreichend
- Schrift liest sich „wie gedruckt“
- Videos laufen flüssig (Linux, Windows)
- der Mauszeiger zieht bei schnellen Bewegungen auf dunklem Hintergrund eine Spur (Windows)
- Bild-Ab und Auf haben unter Firefox einen minimalen Lag
- kein/kaum Screen Bleeding
Mit diesem Display kann man wirklich arbeiten, kein Vergleich zu den früheren TN-Panels. Ab und an stört die „langsame“ Schaltzeit. Für ernsthafte Bildbearbeitung empfiehlt sich evtl. eine Kalibrierung.
Die Kamera ist mittig oberhalb des Displays eingebaut und bietet eine mechanische Blende. Da spart man sich den Ausbau. Der Deckel ist nach wie vor 180 Grad klappbar, hebelt das Gerät allerdings hinten leicht hoch.
Lautsprecher / Soundkarte „The end of HiFi“
Das Gerät erreichte mich ursprünglich mit Bios Ver. 1.08. Mit dieser Biosversion rauschen die Lautsprecher konstant, außer die Soundkarte ist stummgeschaltet (Fn + F1). Nach einem Update auf Ver. 1.09 spart man sich wenigstens das manuelle Stummschalten, das Rauschen tritt nur noch auf, wenn auch Audio wiedergegeben wird. Die Lautstärke des Rauschens ist konstant, wird zumindest mit Erhöhung der Lautstärke nicht lauter, nervt bei niedrigem Pegel aber umso mehr. Das neuste Bios Ver. 1.44 bringt keine weiteren Änderungen.
Die Lautsprecher sind im T490 wieder oberhalb der Tastatur angeordnet und klingen, verglichen mit älteren Thinkpads, recht solide. Wenig bis gar kein Bass, Mitten und Höhen dünn aber sauber. Unter Windows lässt sich die Qualität mit der Dolby-Treibersoftware noch ein gutes Stück verbessern. Ich verwende auf dem T440s z.B. folgende Settings, dadurch lässt sich der Stereoeffekt ein wenig erweitern und man versteht Filme z. B. schon ab ~ Vol. 10 statt ~ Vol. 50:
Rechenleistung, Lüfter und Abwärme:
Der verbaute Core i5-8265U verfügt über vier echte Kerne mit acht Threads und bietet im Gegensatz zu einfacheren Modellen zusätzlich zu „VT-x“ auch „VT-d“. Beide Optionen können im Bios aktiviert werden. Der 8 GB große Arbeitsspeicher ist auf dem Mainboard verlötet.
Als Massenspeicher kommt eine 512 GB SAMSUNG MZVLB512HBJQ-000L7 zum Einsatz, diese ist per PCIe 3.0 angebunden.
Der interne 3 Zellen Lithium-Polymer Akku bietet 50Wh . Lenovo gibt eine Laufzeit von bis zu 16 Std. an. Zusätzlich bietet das mitgelieferte 65W-Netzteil „RapidCharge: 65W USB-C Adapter 80% in 1Std.“. Die Schnellladefunktion funktionierte im Test auch wie erhofft.
Folgend erst einmal die Benchmarkergebnisse (im Netzbetrieb, Biossetting „maximale Leistung“, Treiber und Windows 10 auf den default Einstellungen)
PCMark10 -> Score: 3559 https://www.3dmark.com/pcm10/36697629
3DMark -> Graphics Score: 327 / CPu Score: 2126
Cinebench R15 ermittelte: 43,12 fps / 485 ps
Geekbench 4.3.3 Bios 1.09 -> Single-Core 4427 / Multi-Core 12585 hier im Vergleich zu Linux: https://browser.geekbench.com/v4/cpu/compare/13476981?baseline=13642823
Geekbench 4.3.3 Bios 1.44 -> Single-Core 4381 / Multi-Core 12564
Die Benchmarkergebnisse in Bildern:
Mich hat interessiert wieviel von der Rechenleisung in einer VM nutzbar ist. Als Test habe ich die Sandkiste von Windows 10 1903 nachinstalliert.
In der VM werden noch gute Single-Core: 3526 Multi-Core: 10938 Punkte unter Geekbench erreicht. https://browser.geekbench.com/v4/cpu/compare/13541051?baseline=13540936
Die Samsung SSD ist nach den Messergebnissen mit vier Lanes angebunden und in der Praxis rassend schnell, absolut nichts zu bemängeln.
Bitlocker in Software ist nicht messbar und die Sandbox startet innerhalb weniger Sekunden. Top!
Die recht hohe Leistung führt allerdings auch zu hoher Verlustleistung, die sich besonders während der PCMark-Benchmarks durch einen dauerlaufenden Lüfter kombiniert mit einem an der Unterseite „heißen“ Gerät bemerkbar machte. Unter Last sollte man das T490 nicht auf den Beinen ablegen. Die Lautstärke des Lüfters, der unter Windows auch bei leichter Last öfters anspringt, ist verglichen mit meinem T440s recht hoch.
Alternativ ist das Gerät momentan mit i7-Prozessor und Nvidia-GPU erhältlich, nach der Hitzeentwicklung des Testgerätes frage ich mich, ob das Sinn macht. TPFanControl ist prinzipiell funktionsfähig meldet aber neben der CPU noch einen zweiten Sensor (pwr). Ich habe mich während des Testens nicht weiter damit beschäftigt.
Das aufgelötete Intel Dual Band Wireless-AC 9560 ac/a/b/g/n (867 / 1734 Mbps) Modul funktionierte während des Arbeitens unter Linux und Windows 10 reibungslos.
Windowskompatibilität:
Fragen zur Windowsinstallation tauchen im Forum ja immer mal wieder auf, also im Folgenden meine Erfahrung mit dem Testgerät. Ich habe erstmalig ein Betriebssystem im UEFI-Mode installiert.
Mit rufus die Win10-iso im „UEFI only“ Mode auf den USB(3)-Stick schreiben und von diesem starten. Folgend die Datenträgerverwaltung und der Gerätemanager nach dem ersten Start:
Am einfachsten ist es dann LenovoSystemupdate zu installieren und die fehlenden Treiber aktualisieren zu lassen. Danach kann man es wieder deinstallieren. Voila fertig.
Unter Windows sind mir keine Macken oder Fehler aufgefallen. Sehr gut.
Linux:
Die Linuxkompatibilität habe ich mit pop_os getestet, dieses basiert mehr oder minder auf Ubuntu, beinhaltet aber einige Eigenheiten, unter anderem verlangt es im UEFI-Mode zwingend 512MB oder mehr auf der Start-Partition. Leider ist es mir nicht gelungen die vorhandende Start-Partition zu vergrößern. Da die Installationen eh nur zum Testen gedacht sind, habe ich Windows einfach gelöscht und pop_os mit den Voreinstellungen installiert. Sehr positiv: Die Installationsrotiene installiert das Linux vollverschlüsselt inklusive einer verschlüsselten SWAP-Partition (~ 4GB).
Die Hardware wird komplett erkannt und Standby durch Zuklappen funktioniert auch. Ebenfalls sehr gut!
Schreiben und Lesen einer micro-sd funktionierte aber rein gar nicht.
TLP:
Wie arbeitet es sich unter Linux auf dem T490?
Kurz: Sehr gut, das hat wirklich Spaß gemacht. Die Akkusteuerung funktioniert mit TLP 1A (Untere Ladeschwelle, force discharge & nach Bedarf trotzdem Vollladen). Mit tlp-rdw lässt sich die WLan-Karte beim Anschluß an einen Router automatisch abschalten, zieht man das Kabel, wird sie automatisch wieder angeschaltet.
Die Akkulaufzeit ist verglichen mit meinem T440s unglaublich, ich habe es nicht geschafft den Akku wirklich zu fordern, er hält einfach zu lange. Mit WLan, Firefox und leichter Last sollte man auf 8 Stunden oder mehr kommen. Konnte ich leider nicht am Stück testen. DVDs laufen unter Linux mit dem VLC-Player flüssig, den Ton muss man leider mindestens auf 50% stellen und er ist trotzdem recht schwach/dünn.
Ein Praxistest hat sich spontan ergeben: Ein Videotelefonat zum Callcenter in Indien, 😉 hat unter Linux funktioniert, die Kamera läuft also auch.
Mein persönliches Fazit:
Das Display und die wirklich gute Linuxkompatibilität wären schon Kaufgrund genug. Ebenfalls positiv die große und schnelle SSD, die Akkulaufzeit und die Rechenleistung. Nicht zu verachten die hochwertige Garantie.
Andererseits bin ich mit dem Gerät nicht recht warm geworden:
- rauschende Lautsprecher
- geringer Tastenhub (evtl. auch eine Frage der Gewöhnung, aber auf dem T440s tippt es sich einfach besser)
- „unbequeme“ Handballenauflage
- der immer mal wieder „laute“ Lüfter, besonders unter Windows
Ich würde Interessenten empfehlen, sich das Gerät und die Tastatur vor dem Kauf anzuschauen. Alternativ evtl. gleich zum T490s mit 16GB-Ram aus dem Studentenprogramm zu greifen.
PS.: Das T490 bietet einen freien Speicherslot und es kann zusätzlich ein LTE-Modem (m.2 2242) verbaut werden.