Faltbare, rollbare und auch sonstige flexible OLED-Displays sind auf Elektronikmessen schon recht lange zu finden. Tatsächlich erhältliche Produkte unter Nutzung dieser Technik ließen jedoch lange auf sich warten. Als Royole dann 2018 das erste faltbare Smartphone auf den Markt brachte, konnten die großen Hersteller das nicht lange auf sich sitzen lassen – so folgte bald Samsung mit dem Galaxy Fold, und Lenovo hat das Konzept 2019 in den Notebook/Tablet-Bereich übertragen, als der Prototyp des ThinkPad X1 Fold vorgestellt wurde. 2020 schließlich hat es das Gerät zur Marktreife geschafft und ist seitdem unverändert erhältlich. Hier testen wir das ThinkPad X1 Fold 20RL000GGE, auch im Vergleich zum kürzlich getesteten „festen“ Detachable, dem X12.
Die wichtigsten technischen Daten des Testgeräts lauten:
ThinkPad | X1 Fold Gen 1 – Typ 20RL000GGE |
CPU | Intel Core i5-L16G7, 4+1x 1.4-3.0 GHz („with Intel Hybrid Technology“) |
RAM | 8 GB LPDDR4x, 4266 MHz |
Display | 13.3″ 2048×1536 (QXGA), Folding OLED, 300 nits, 5000:1 Kontrast |
Grafik | Intel UHD Graphics |
Gewicht | Ab 0.999 kg |
Preis | 3.029 Euro (Lenovo), 1.200-1.500 Euro (Straßenpreis) |
Gehäuse
Haptisch ist das X1 Fold wohl einzigartig. Die zwei Gehäusehälften aus einer Magnesiumlegierung sind von außen mit Leder bedeckt – Lenovo warnt auch ausdrücklich davor, diese Lederabdeckung zu entfernen. Im aufgeklappten Zustand wird das Gehäuse so komplett bedeckt, zugeklappt rutscht die Hülle auf einer Seite etwas nach innen, da das Scharnier ja „länger“ wird, und gibt eine kleine gläserne Abdeckung mit dem Core i5-Logo frei. So eingeklappt erinnert das X1 Fold an eine kleine Brieftasche und wirkt extrem hochwertig verarbeitet. Zwischen den beiden Gehäusehälften bleibt vom Scharnier ausgehend ein kleiner Spalt, der sich nach oben hin verjüngt, wo die Hälften aufeinander aufliegen. Lenovo hat dies aber clever damit verbunden, dass es eine kleine Bluetooth-Tastatur gibt, die ins Gerät gelegt werden kann und den Spalt perfekt ausfüllt. Sie besitzt weiterhin links noch eine Schlaufe, wo der Lenovo Mod Pen eingesteckt werden kann.
Klappt man das Gerät auf, was mit einem angenehmen Widerstand und fast lautlos möglich ist, eröffnet das den Blick auf das glänzende 13.3″-OLED-Display. Umrandet ist es von einem Plastikrahmen, der mit der typischen X1-Gummierung überzogen ist. Er trägt aber vergleichsweise dick auf das Display auf, sodass sich an dieser Kante leicht Staub sammeln kann. Der Scharnierbereich ist leicht geriffelt, um ihm die nötige Flexibilität zu verleihen. Man hat zwar dennoch erst einmal das Gefühl, dass
Oben über dem Display befindet sich die Webcam, die hier keinen ThinkShutter besitzt. Rechts finden sich der Ein-/Ausschalter sowie Lautstärkeregler, unten ein USB-C 3.2 Gen 2-Port sowie ein Lautsprechergitter, links Lüfterauslässe und ein weiterer USB-C 3.2 Gen 2-Port sowie oben ein weiteres Lautsprechergitter.
Aus der Lederabdeckung hinten am Gerät lässt sich ein Ständer herausklappen, der das Gerät wie ein Buchständer aufrecht hält. Allerdings ist der Öffnungswinkel begrenzt, sodass die einstellbaren Winkel, in denen das Gerät stabil steht, doch nur sehr steil sind. Zudem ist der Ständer nur in einer horizontalen Orientierung bedienbar. Öffnet man den Ständer, gibt er den Blick auf eine kleine Wartungsklappe frei – darunter befinden sich aber nur einige Flachbandkabel und Verbinder, leider nicht z.B. die SSD oder ein M.2-Slot zum Nachrüsten einer WWAN-Karte. Hier hat Lenovo unnötig gespart.
Tastatur
Die kleine Tastatur ist ein geniales Feature, aber gleichzeitig auch einer der Schwachpunkte des X1 Fold. Sie erinnert von der Größe extrem an ein Netbook – wie auch das ganze Gerät, wenn man es hochkant geklappt mit aufgelegter Tastatur verwendet. Die (zugegebenermaßen winzige) Handballenauflage ist wie die gesamte Tastatur mit einer weichen Gummierung überzogen, was sehr wertig wirkt. Vom Tippgefühl her ist es die beste, ultrakompakte Bluetooth-Tastatur, die unser Tester je verwendet hat – da scheint die ThinkPad-DNA durch. Mit einem normalen ThinkPad kann sie aber natürlich nicht mithalten, dafür sind die Tasten schlichtweg zu flach – auch das X1 Nano mit seinen 1.35mm hat mehr Tastenhub. Für den Anwendungszweck im X1 Fold reicht das aber völlig aus und ermöglicht an sich auch das Schreiben längerer Texte ohne Probleme, wenn auch evtl. etwas fehlerbehafteter als auf anderen Tastaturen.
Ein Problem für 10-Finger-Tipper besteht aber bei der Nutzung einer deutschen Tastaturbelegung, da nicht genug Platz für Umlaute vorhanden ist – Lenovo hat sich zugunsten etwas größerer Tasten dazu entschieden, die Umlaute als Fn-Belegung auf O, L und # zu setzen. Das stört den Tippfluss natürlich extrem. Umgehen kann man das natürlich durch Nutzung eines anderen Tastaturlayouts, sofern man das beherrscht – und diejenigen, die nicht blind tippen, wird es ohnehin weniger stören. Unserem Tester wären aber vermutlich etwas schmalere Tasten auf der gesamten Tastatur lieber gewesen.
Eine Hintergrundbeleuchtung ist nicht vorhanden. Dafür hat Lenovo ein cleveres anderes Feature in die Tastatur gepackt: Wenn sie auf die korrekte Seite des X1 Fold gelegt wird (sprich, mit der Unterseite nicht auf der Webcam liegt) und man das Gerät zusammenklappt, deckt sie nicht nur den Spalt zwischen beiden Hälften ab, sondern wird induktiv geladen. Falls das mal nicht möglich ist, lässt sich die Tastatur aber auch per Micro-USB laden. Unverständlich ist, warum Lenovo hier nicht USB Typ C gewählt hat. Zudem befinden sich rechts ein kleiner Ein-/Ausschalter sowie eine Betriebs-LED.
Touchpad
Ein TrackPoint ließ sich bei der geringen Bauhöhe nicht realisieren, aber ein kleines Touchpad ist vorhanden. Es funktioniert gut und unterstützt z.B. auch das Scrollen mittels zwei Fingern, ist aber wirklich sehr klein ausgefallen – die Größe des Touchpads ist vergleichbar zu dem des ersten Asus Eee PC. Für unterwegs ist es ausreichend, aber generell würden wir die Nutzung einer externen Maus empfehlen.
Stift
Das ThinkPad X1 Fold wird mit dem Lenovo Mod Pen geliefert. Hierbei handelt es sich um einen Stift in sechseckiger Form, womit er wirklich gut in der Hand liegt. Dazu trägt auch das vergleichsweise etwas höhere Gewicht bei. Insgesamt erinnert die Haptik sehr an den extrem gelungenen Apple Pencil. Zudem hat Lenovo die AAAA-Batterie, die bei vielen Wacom AES-Stiften erforderlich ist, durch einen wiederaufladbaren Stromspeicher ersetzt – man kann einfach die Kappe abziehen und ein USB Typ C-Kabel anschließen. Abgesehen davon bietet der Stift die üblichen Daten – 4096 Druckstufen und zwei Tasten, die in der Software belegt werden können.
Das Schreibgefühl auf dem faltbaren OLED-Display mit Plastikoberfläche fällt natürlich etwas anders aus als gewohnt, aber dennoch sehr gut. Der Stift hat etwas mehr Widerstand als auf Glas – vergleichbar ist das z.B. mit dem Schreiben auf einer Displayschutzfolie. Er gleitet aber immer noch sehr leicht, unserem Tester gefällt das fast besser als direkt auf Glas. Rein psychisch ist wohl das Gefühl, am Display mit jedem geschriebenen Wort etwas beschädigen zu können – daran muss man sich einfach gewöhnen, denn auch das Anbringen einer Displayschutzfolie ist auf einem faltbaren Display nicht zu empfehlen. Es ist aber sicher sinnvoll, das Display öfter zu reinigen und auch sicherzustellen, dass an der Stiftspitze keine Fremdkörper hängen.
Insgesamt arbeitet der Stift, wie von einem Wacom-Stift gewohnt, sehr gut. Ist das Gerät teilweise gefaltet, kann man ihn auch dort problemlos und genau verwenden. Bei unserem Testgerät arbeitete lediglich die Handballenerkennung nicht zuverlässig. Vermutlich handelt es sich hierbei aber um ein Treiberproblem oder ein Problem mit dem Testgerät, da es stellenweise für wenige Minuten durch einen Neustart zu beheben war und auch andere Tester die Handballenerkennung loben. Wir möchten das Problem aber dennoch nennen.
Display
Das Highlight des X1 Fold ist natürlich das Display. Das 13.3″ große OLED-Panel mit QXGA-Auflösung (2048×1536) im Seitenverhältnis 4:3 entstammt den Hallen von LG Display.
Wir haben das Display mit einem Datacolor Spyder 5 Pro vermessen. Das Display deckt 100% des sRGB-Farbraums und 100% des Adobe RGB-Farbraums sowie 98% von NTSC und 95% von DCI-P3 ab – diese Werte sind natürlich großartig, bei einem OLED-Panel aber auch zu erwarten. Lenovo liefert das X1 Fold mit einem Hilfsprogramm aus, wodurch verschiedene Kalibrierungen für das Display aktiviert werden können. Die Kalibrierung „Fotos“ schränkt die Abdeckung dann bei Grün- und Rottönen etwas ein, wodurch Farben deutlich natürlicher wirken. Laut unserer Messung liegt die Adobe RGB-Abdeckung dann „nur“ noch bei 98%, während sRGB weiterhin voll abgedeckt wird.
Die Helligkeitsregelung deckt einen Bereich von 9.2 cd/m² (bzw. nits) bis zu 250.3 cd/m² ab. Bei 50% eingestellter Helligkeit leuchtet das Display mit 54.9 cd/m², bei 70% mit 100.9 cd/m². Auch hier wäre eine lineare Regelung etwas wünschenswerter, gerade da die maximale Helligkeit des Displays recht gering ausfällt – das ist einfach aktuell noch ein Nachteil der extrem neuen Technologie und wird sicherlich in zukünftigen Versionen höher ausfallen. Zusammen mit der glänzenden Displayoberfläche ist das X1 Fold so aber nicht für die Arbeit im Außenbereich zu empfehlen.
Natürlich muss an dieser Stelle auch ein Wort über den „Knick“ im Display verloren werden. Tatsächlich fällt dieser im Normalbetrieb nicht auf, man kann ihn nur unter bestimmten Lichtbedingungen und beim Blick von der Seite sehen – am besten eigentlich bei ausgeschaltetem Display. Was allerdings deutlich ist, ist, wenn man das Gerät im „Buch“-Modus hält oder als „Laptop“ geklappt vor sich stehen hat, ohne die Tastatur zu montieren- dann sieht man einen deutlichen Unterschied im Bild aufgrund der unterschiedlichen Blickwinkel. Da OLED-Technik eigentlich nicht für besondere Blickwinkelabhängigkeit bekannt ist, liegt dies vermutlich am faltbaren Panel. Für unseren Tester sind die teils gefalteten Modi daher uninteressant, es sei denn, man legt die Tastatur auf das Gerät auf und verwendet es so als Laptop.
Software zum Falten
Zeitlich passend zur Ankündigung des X1 Fold stellte Microsoft seinerzeit Windows 10X vor – eine Version von Windows 10, die für faltbare Geräte optimiert sein würde. Das wurde zwischenzeitlich eingestellt, weshalb Lenovo mit einigen kleinen Helferlein den faltbaren Alltag einfacher gestaltet hat. Der „Lenovo Mode Switcher“ erscheint beim Falten des Geräts automatisch und erlaubt dann, Fenster in den oberen bzw. linken Teil oder den unteren bzw. rechten Teil des Displays zu bewegen oder auch über das gesamte Display zu erweitern. Er kann aber auch manuell aufgerufen werden, wenn man seine Apps so anordnen möchte, während das Gerät im Querformat und ausgeklappt vor einem steht. Diese Funktion ist in Windows per Windows-Pfeiltasten natürlich auch eingebaut – es ist aber sehr praktisch, sie so immer in Fingertipp-Reichweite zu haben. Zudem wird beim Auflegen der Tastatur automatisch das Display auf die Hälfte des Geräts reduziert – die Taskleiste sitzt dann im Knick, ist dort aber auch einwandfrei zu bedienen.
Audio, Kamera und Biometrie
Das ThinkPad X1 Fold besitzt zwei 1W-Lautsprecher, die seitlich und oben am Gerät sitzen. Sie sind sogar wie beim Rest der X1-Serie Dolby Atmos-zertifiziert, fallen aber deutlich schlechter aus als z.B. beim X1 Carbon oder X1 Nano, was der flachen Bauweise und der Anordnung geschuldet ist – zudem können sie keine Resonanzeffekte nutzen. Ausreichend laut sind die Lautsprecher, aber es fehlen Details und Volumen. Auch das ist wieder eine Kleinigkeit, die bei dem Gerät eigentlich nicht wirklich von Bedeutung ist – angesichts des (ursprünglichen) Preises aber dennoch unschön ist. Bei den Mikrofonen hat Lenovo dagegen ein normales Quad-Array verbauen können, was eine ausgezeichnete Verständigung in Online-Konferenzen erlaubt.
Die Webcam ist eine 5.0 MP-Frontkamera – vermutlich ähnlich zu der, die im ThinkPad X12 verbaut wird. Die Bildqualität überzeugt daher direkt mit einem scharfen 1440p-Bild, dafür ist die Positionierung nur bei stehender Nutzung des Geräts optimal. Nutzt man das Gerät im geklappten Notebook-Modus, sitzt die Kamera seitlich und sehr tief – der Blickwinkel erinnert dann etwas an die unglückliche Position unterhalb des Displays bei Dells früheren XPS 13-Modellen. Das ist aber einfach dem Konzept geschuldet.
Auch hier verbaut Lenovo einen hybriden Sensor, der auch ein Infrarotbild zwecks Anmeldung mittels Windows Hello aufnehmen kann. Die biometrische Anmeldung damit funktioniert unabhängig von der Orientierung des Geräts zuverlässig und schnell. Ein Fingerabdruckleser ist aber leider nicht vorhanden – in Zeiten von Masken im Büro ist die Gesichtserkennung hier ins Hintertreffen geraten. Weiterhin fehlt auch Lenovos sehr gelungene Anwesenheitserkennung, die wir von anderen Geräten kennen. Man kann hier aber vielleicht auf ein Software-Update hoffen.
Konnektivität
Im X1 Fold arbeitet eine Intel AX200 WLAN-Karte, die den aktuellen WLAN-Standard 802.11ax (2×2, d.h. 2 Antennen) sowie Bluetooth 5.1 unterstützt. Der Chip AX201 wie in anderen Geräten ist zwar aktueller, allerdings besteht hier kein signifikanter Unterschied. Anschluss per Kabel findet das X1 Fold über einen optionalen USB C-Ethernet-Adapter, den Lenovo bei unserem Testgerät mitgeliefert hat.
Ausgewählte Modelle wie unser Testgerät besitzen zudem eine Qualcomm Snapdragon X55 5G WWAN-Karte, die als M.2-Karte ausgeführt ist. Nachrüstbar bei Modellen, die ohne 5G ausgeliefert werden, ist sie aber dennoch leider nicht, da keine Antennen vorhanden sind und das Gerät ohnehin nur schwer zu öffnen ist. Abgesehen von der Nano-SIM wird auch eine eSIM unterstützt.
Technische Daten
| Testgerät | Alternativen/Maximal |
CPU | Intel Core i5-L16G7 (5x 1.4-3.0 GHz, 4MB Cache) | – |
RAM | 8GB LPDDR4x-4266 (verlötet, Package on Package) | – |
Display | 13.3″ OLED, 2048×1536 Pixel, 300 nits, 5000:1, 100% sRGB/Adobe RGB, 95% DCI-P3, Multitouch + Wacom-Digitizer, faltbar, glänzend | – |
Grafik | Intel UHD Graphics | – |
HDD/SSD | 512GB M.2 2242 NVMe SSD, PCIe 3.0 x4 | bis zu 1TB |
WLAN | Intel Wi-Fi 6 AX200 (2×2 802.11ax) | – |
Bluetooth | 5.1 | – |
WWAN | Qualcomm Snapdragon X55 5G | ohne WWAN |
Schnittstellen | 2x USB Typ C 3.2 Gen 2, mit Unterstützung für PD und DisplayPort 1.2 | – |
Biometrie | Windows Hello Infrarot-Kamera | – |
Audio | 2x 1W, Dolby Atmos 4x 360° Weitfeld-Mikrofon | – |
Webcam | HD 5.0MP (1440p) Frontkamera | – |
Akku | 50 Wh | – |
Netzteil | 65 W Slim | – |
OS | Windows 10 Pro | Windows 10 Home |
Hardware
CPU
Lenovos ThinkPad X1 Fold ist eines der wenigen Geräte, in dem Intel seine erste Hybrid-CPU „Lakefield“, den Core i5-L16G7, platzieren konnte. Die CPU kombiniert einen starken Sunny Cove-Kern (Ice Lake, d.h. Intels erste 10 nm-Architektur) mit vier schwächeren, aber sparsamen Tremont-Kernen (wie sonst in Atom- und Celeron-CPUs), ähnlich zu ARMs big.LITTLE-Prinzip. Der Basistakt liegt bei 1.4 GHz, im Turbo Boost kann der starke Kern 3.0 GHz erreichen, die sparsamen Kerne 2.8 GHz. Einfach aufgrund der Ungewöhnlichkeit zeigen wir hier auch mal einen Screenshot aus dem Taskmanager mit fünf Kernen.
Selbstverständlich ist das X1 Fold kein Gerät für leistungsintensive Anwendungen wie z.B. Videoschnitt, 3D-Renderings oder wissenschaftliches Rechnen. Dennoch haben wir einige CPU-Benchmarks mittels Cinebench R20 durchgeführt. Im Netzbetrieb erreicht der Core i5-L16G7 im X1 Fold im Multicore-Benchmark 470 Punkte und im Singlecore-Benchmark 185 Punkte, was ein Multicore-Verhältnis von 2.54 bedeutet. Im Akkubetrieb (Einstellung „Höchstleistung“) lagen die Werte deutlich höher mit 561 Punkten im Multicore-Benchmark und 196 Punkten im Singlecore-Test, somit ergibt sich auch ein besseres Multicore-Verhältnis von 2.87.
Das vergleichsweise sehr niedrige Multicore-Verhältnis ergibt sich vermutlich daraus, dass im Singlecore-Test der Sunny Cove-Kern alleine rechnet, im Multicore-Test aber nur vier schwächere Kerne hinzukommen. Schön zu sehen ist auch, dass die Leistung auch nach einer Stunde Dauer-Benchmark absolut konstant ist – das hat noch kein ThinkPad so erreicht. Insgesamt fallen die Werte aber extrem niedrig aus, was dem stromsparenden Design der CPU geschuldet ist. Leider muss man auch dazu sagen, dass man die niedrige Leistung – spätestens im Vergleich zu einem anderen aktuellen Ultrabook – durchaus auch im Alltag merkt. Hierzu aber später mehr!
Windows 11 soll speziell für Hybrid-CPUs wie den Core i5-L16G7 optimiert sein. Leider war es zum Zeitpunkt dieses Tests noch nicht verfügbar – mittlerweile zeigen jedoch erste Tests mit einem Samsung Galaxy Book, dass die CPU unter Windows 11 tatsächlich signifikant besser abschneidet (ca. 10% höhere Leistung). Dank eines hilfsbereiten Mitglieds des ThinkPad-Forums werden wir hier in Kürze Benchmarks eines X1 Fold unter Windows 11 nachreichen können.
GPU
Das ThinkPad X1 Fold setzt auf eine Intel UHD Graphics – eine Variante der UHD Graphics G7 wie in Ice Lake-CPUs, allerdings mit geringeren Taktraten. Im Furmark-Benchmark kann die GPU lediglich 298 Punkte und durchschnittlich 5 FPS erreichen.
Aus der 3DMark-Suite haben wir lediglich den Night Raid-Benchmark getestet, der allgemein für Laptops geeignet ist. Auch hier fallen die Ergebnisse extrem niedrig aus.
3DMark Night Raid v1.1 | 4.019 |
Graphics Score | 5.117 |
CPU Score | 1.815 |
Im Test ist aufgefallen, dass es nicht möglich war, Full HD- oder 4K-Inhalte von Netflix abzuspielen, trotz vollständig installierter Treiber. Ob dies durch eine saubere Neuinstallation zu beheben gewesen wäre, oder ob es sich um eine Inkompatibilität der GPU oder des Displays mit Netflix‘ Kopierschutzmechanismen handelt, war im Testzeitraum leider nicht festzustellen.
SSD
In unsere Testgerät arbeitet eine 512GB große M.2 2242 NVMe-SSD vom Hersteller Toshiba, die auf die Bezeichnung KBG40ZNT512G hört. Sie ist per PCIe 3.0 x4 angebunden. Es handelt sich hier um die 512GB-Version der im X12 verbauten 1TB-SSD. Die Transferraten fallen im Vergleich zu dieser etwas niedriger aus – das kann bei SSDs generell beobachtet werden, kann aber auch an der generellen Systemleistung liegen. Insgesamt ist die SSD aber immer noch extrem schnell und für die Anwendungen des X1 Fold mehr als sehr gut geeignet.
PCMark „Alltags-Benchmark“
Im PCMark 10 hat das ThinkPad X12 2.418 Punkte erzielt.
Essentials | 5.994 |
Apps Start-up Score | 6.948 |
Video Conferencing Score | 5.643 |
Web Browsing Score | 5.494 |
Productivity | 3.346 |
Spreadsheets Score | 3.254 |
Writing Score | 3.442 |
Digital Content Creation | 1.914 |
Photo Editing Score | 2.872 |
Rendering and Visualisation Score | 1.090 |
Video Editing Score | 2.242 |
Auch hier fallen die Ergebnisse deutlich geringer als bei anderen Geräten wie z.B. dem X1 Nano oder dem X12 aus, was die CPU-Benchmarks und unseren Eindruck (siehe unten) widerspiegelt.
Performance im Alltagseinsatz
Das X1 Fold hat im Alltag eine zwar solide, aber nicht überzeugende Leistung gezeigt. Man merkt – insbesondere im Vergleich zu einem aktuellen, normalen Ultrabook – dass z.B. der Start von Programmen oder das Aufbauen von Websites länger dauert. Unsere üblichen Tests wie z.B. Videoexporte oder wissenschafliche Bildverarbeitung haben wir nicht durchgeführt, weil das Gerät dafür einfach nicht geeignet ist und auch nur sehr unwahrscheinlich dafür verwendet werden wird.
Wir können aber nur noch einmal wiederholen – für ein Gerät der allerersten Generation überzeugt das X1 Fold und für die Anwendungen, für die ein solches Gerät gedacht ist, reicht die Leistung mehr als aus. Man muss das Gerät aber eben aufgrund des Konzepts wollen – denn rein von den technischen Daten und seiner Leistung kann es ein aktuelles Notebook einfach nicht erreichen.
Temperatur, Stromverbrauch und Lautstärke
Natürlich haben wir auch die Emissionen und das Temperaturverhalten des ThinkPad X1 Fold getestet. Hier haben wir uns entschieden, lediglich Temperatur und andere Parameter im Multicore- und Singlecore-Test des Cinebench R20 über jeweils eine Stunde mitzuloggen. Ein Volllast-Szenario wie durch Prime95 und evtl. Furmark realisiert ist für dieses Gerät sehr unwahrscheinlich und auch wenig aussagekräftig.
Tatsächlich sind die thermischen Tests beim X1 Fold sehr gleichmäßig ausgefallen. Im Cinebench R20 Multicore-Test im Netzbetrieb bleibt die CPU-Taktrate recht konstant bei 1.6 GHz mit kurzen Schwankungen auf ca. 1.8 GHz, die CPU-Temperatur schwankt zwischen 75 und knapp über 80 Grad, die GPU-Temperatur liegt bei knapp über 70 Grad. Im Akkubetrieb fallen die Daten fast gleich aus. Thermal Throttling oder Power Limit Throttling treten nicht auf, die TDP liegt meistens bei ca. 4.5 W. Im Netzbetrieb steigt sie zwischenzeitlich auf bis zu 7W, im AKkubetrieb auf bis zu 6W.
Im Cinebench R20 Singlecore-Test liegen die Temperaturen von CPU und GPU im Netzbetrieb zwischen 60 und 70 Grad, im Akkubetrieb etwas tiefer zwischen etwa 55 und 65 Grad mit kurzen Ausreißern auf bis zu 80 Grad. Die CPU taktet ebenfalls sehr vergleichbar zwischen Netz- und Akkubetrieb, der Takt liegt üblicherweise zwischen 1.5 und 2.0 GHz mit kurzen Ausreißern nach oben und unten. Im Singlecore-Betrieb wird üblicherweise eine TDP von 3W erreicht, wo kurze Ausreißer auf bis zu 5W im Netzbetrieb und bis zu 6W im Akkubetrieb beobachtet werden können.
Interessanterweise reizt die CPU in unserem Benchmarktest die maximale CPU von 7W fast nicht aus. Power Limit Throttling tritt somit nicht ein, auch Thermal Throttling ist kein Problem. Bis zum maximalen gemeinsamen Turbo-Takt von 1.8 GHz wird also offensichtlich weder das thermische noch das Energiebudget ausgereizt. Fragt sich nur, warum selbst im Singlecore-Takt nicht der starke Kern der CPU die Hauptarbeit übernimmt und dann auch höher taktet – selbst im Singlecore-Test sind vier von fünf Kernen ausgelastet.
Der Lüfter des X1 Fold ist vermutlich recht klein ausgefallen, daher springt er unter Last schnell an und ist auch deutlich hörbar. Dabei bleibt es aber bei einem Rauschen, hochfrequente Geräusche hat Lenovo effizient eliminiert. Allerdings kühlt das Gerät auch schnell wieder ab, sodass er nach dem Ende der Belastung auch umgehend wieder verstummt.
Akkulaufzeit
Das ThinkPad X1 Fold nutzt einen 50 Wh-Lithium Polymer-Akku, der Rapid Charge (80% Ladung in 1h) unterstützt. Mitgeliefert wird ein 65W USB-C Netzteil in der „Slim“-Bauform, die ein platzsparendes Aufwickeln des Kabels ermöglicht.
Der Battery Eater v2.70-Benchmark leert den Akku im Classic Test (Volllast, mittlere Helligkeit, WLAN an) in 3h01min. Der Reader’s Test (simuliert Lesen eines Textes, mittlere Helligkeit, WLAN an) ergab eine 9h27min.
Im Alltagsbetrieb hat sich bei gemischter Nutzung (Office, Internet, WLAN an, teilweise Nutzung einer Samsung T7-SSD) eine Akkulaufzeit von etwa 5 Stunden herausgestellt. Für einen Arbeitstag reicht der Akku somit nicht aus, vermutlich u.a. deswegen, dass man das Display häufig auf hohen Helligkeitsstufen betreiben muss, was bei einem OLED-Display bei hellen Bildinhalten viel Strom verbraucht. Dank Rapid Charge kann man aber schnell z.B. in der Mittagspause Energie nachtanken.
Apropos Lüfter – in unserem Test lief der Lüfter permanent, sofern das Gerät geladen wurde. Es hat sich aber aber nicht versehentlich aktiviert, sondern dies schien tatsächlich durch das Laden bedingt zu sein. Wir werden hier auf weiteres Feedback von anderen Nutzern warten.
Preis und Konfiguration
Die hier getestete Konfiguration kostete zum Testzeitpunkt bei Lenovo 3.029 Euro. Aufgrund eines Abverkaufs ist das Gerät mittlerweile aber in der Version ohne 5G für unter 1.300 Euro und mit 5G für 1.500 Euro verfügbar. Natürlich lassen sich mit diesen Abschlägen einige weitere Kleinigkeiten verzeihen. Dennoch bleibt aber das allgemeine Fazit – man muss das Gerät um des Konzepts Willen kaufen – stehen, denn ein gut ausgestattetes ThinkPad X13 oder auch das ThinkPad X12 Detachable ist für weniger Geld zu haben.
(Subjektive) Eindrücke aus dem Alltag
Das ThinkPad X1 Fold ist einfach mal etwas ganz anderes – daher muss man an dieses Gerät auch nicht mit klassischen Erwartungen an ein Laptop herangehen. Für mich ist es eher ein Tablet, das auch zahlreiche andere Dinge kann – so kann es z.B. als Buch fungieren oder eben als winziges, Netbook-ähnliches Notebook. Mich erinnert es stark an Sonys ultraportable Vaio P-Serie, aber viel, viel besser – dabei ist das X1 Fold natürlich auch größer, aber auf einem kleinen Klapptisch im Reisebus, der nicht mal für einen A4-Block ausreicht, würde es dennoch problemlos Platz finden.
Für mich etwas störend im Alltag ist das permanente Gefühl, etwas kaputt machen zu können – insbesondere natürlich bei einem Testgerät, aber auch sein eigenes Fold möchte man ja in gutem Zustand behalten. Mir fiel das nicht nur beim geschlossenen, Brieftaschen-ähnlichen Modus, sondern auch beim Öffnen und Schließen des X1 Fold sowie bei der Benutzung des Stifts auf. Das liegt aber nicht an der Verarbeitung, die wirklich auf hohem Niveau ist – vielmehr einfach daran, dass so viele Dinge an dem Gerät ungewohnt sind. Insofern ist das sicherlich Gewöhnungssache. Aber aktuell wäre mir unwohl dabei, das X1 Fold zugeklappt in meinen vollen Rucksack zu stecken – bei einem Detachable wie dem X12 oder meinem Galaxy Tab S7 bereitet mir das gar keine Sorgen.
Und dann wäre da die Hybrid-CPU. Es ist beeindruckend, was für einen stromsparenden Chip Intel hier produziert hat – aber leider spürt man das stark an der Leistung und auch die Akkulaufzeit ist nicht überragend, was vermutlich durch das OLED-Panel bedingt ist. Für mich ist Leistung bei einem Notebook aber einfach wichtig, sodass ich nicht die klassische Zielgruppe für dieses Gerät bin. Zumindest 16GB RAM hätte Intel dem Chip jedoch zwecks Zukunftssicherheit ohnehin spendieren sollen. In diesem Bereich ist das X12 Detachable dem X1 Fold haushoch überlegen. Dafür ist es aber einfach – Achtung Wortwitz – weniger flexibel.
Klar, das X12 kann vieles besser, eigentlich fast alles – außer das grandiose, nur etwas zu dunkle OLED-Display und die unschlagbare Flexibiltät und Mobilität. Aber darum geht es beim X1 Fold auch nicht – es ist vor allem eine Technologiedemonstration, und wohl eines der kompaktesten und vielseitigsten, vollwertigen Convertibles, die aktuell verfügbar sind. Abgesehen von einigen Kleinigkeiten hat Lenovo hier mit dem immer noch allerersten faltbaren Notebook eine überzeugende Performance abgeliefert.
Fazit
Einiges wurde nun auch schon vorweg genommen: Das ThinkPad X1 Fold ist das erste, und auch ein gelungenes faltbares Notebook. Lenovo zeigt damit, dass die Technologie marktreif ist – auch wenn man aktuell noch einige Einschränkungen hinnehmen muss, wie z.B. die Hybrid-CPU und die geringe Displayhelligkeit. Und auch wenn einige Kleinigkeiten am Gerät stören, wie z.B. der recht eingeschränkte Ständer und der fehlende Fingerabdrucksensor, dann ist und bleibt es immer noch ein wirklich beeindruckendes und einfach schönes Gerät. Den Wow-Faktor des faltbaren Displays kann einfach nichts ersetzen. Wer das Gerät dafür möchte, oder wirklich ein extrem kompaktes Gerät benötigt, das eben auch als 13″-Tablet agieren kann, der ist mit dem X1 Fold gut bedient – insbesondere zum aktuellen Neupreis, der weniger als die Hälfte der UVP beträgt. Wer aber einfach auf der Suche nach einem Convertible ist, der ist mit dem ThinkPad X12 Detachable besser bedient und auch für die Zukunft besser aufgestellt. Aber: Es lässt sich eben einfach nicht falten.