ThinkBook 16 G4+ IAP (Core i7) Testbericht

Die ThinkBook-Serie besteht mittlerweile aus verschiedenen Modellen in 14″ (ThinkBook 14, 14s), 15″ (ThinkBook 15) und 16″ (ThinkBook 16) sowie der etwas experimentellen ThinkBook Plus-Serie, in der ein Zweitdisplay verbaut wird. Die Modelle sind dabei zwischen IdeaPads, den an Privatkunden gerichteten Modellen, und den ThinkPads, Lenovos traditionieller Business-Serie, positioniert. Hier testen wir das neue ThinkBook 16 G4+ IAP mit Intels Core i7 H-CPU der 12. Generation.

Die wichtigsten technischen Daten des Testgeräts lauten:

ThinkBook16 G4+ IAP – Typ 21CYA000GE
CPUIntel Core i7-12700H, 14-Core, 6x P 3.5-4.7 GHz, 8x 1.7-2.3 GHz, 24MB Cache
RAM16 GB LPDDR5, 4800 MHz, verlötet
Display16″ 2560×1600 (WQXGA), IPS, 350 nits, 1200:1 Kontrast, DC Dimming
GrafikIntel Iris Xe Graphics + NVidia GeForce RTX 2050, 4GB VRAM
Gewicht1.80 kg
Preis1.289 Euro (Studentenprogramm)

Gehäuse

Die ThinkBook-Serie ist bei Lenovo als Premium-Produkt, gerichtet beispielsweise an kleine und mittelständige Unternehmen oder an Studierende, platziert. Das Gehäuse des ThinkBook 16 G4+ wird dementsprechend komplett aus Aluminium produziert und fühlt sich entsprechend wertig an. Der Displaydeckel ist relativ verwindungssteif, auch der Rest des Gehäuses wirkt sehr stabil. Das Design entspricht der aktuellen ThinkBook-Linie mit einem dunkleren Streifen und großem Logo auf dem Displaydeckel – es ist nicht gerade unauffällig, aber dennoch schick. Ein Negativpunkt ist die vordere Kante des Palmrests – diese ist zwar nicht scharfkantig, aber dennoch recht spitz, was beim Tragen kurzärmliger Kleidung nicht gerade angenehm ist. Beispielsweise das ThinkBook Plus Gen 2 mit seinem gummiert-beschichteten Palmrest war hier im Vorteil.

Der Displaydeckel lässt sich einhändig öffnen – die Gewichtsverteilung im Unterteil ist entsprechend gut balanciert. Praktisch ist hierfür auch die Webcam mit ThinkShutter, die in einem „umgekehrten Notch“ über dem Display sitzt, da dieser das Öffnen des Displays vereinfacht. Das 16″-IPS-Panel nutzt die Gehäusefläche gut aus, die Displayränder sind angenehm klein ausgefallen. Als Scharnier setzt Lenovo bei den ThinkBook-Serien auf einen Dropdown-Typ – das wirkt elegant, die Scharniere selbst hätte Lenovo jedoch etwas fester ausführen können, der Displaydeckel ist im geöffneten Zustand nämlich leicht ins Wackeln zu bringen. Im Auto oder im Zug könnte das schnell stören.

Rechts oben über der Tastatur sitzt der Fingerabdruckleser, der im Einschalter integriert ist. Links davon befindet sich die Power-LED, die im Betrieb weiß leuchtet.

Die Anschlüsse sind sehr üppig ausgefallen: Geladen wird das ThinkBook 16 G4+ per USB-C mit bis zu 100W, wofür sich zwei Anschlüsse am Gerät finden – einer davon entspricht USB 3.2 Gen 2, der andere Thunderbolt 4/USB 4. Beide Typ C-Anschlüsse unterstützen Power Delivery 3.0 und Displayport 1.4. Weiterhin verbaut Lenovo zwei USB Typ A-Anschlüsse nach dem Standard USB 3.2 Gen 1, wovon einer als Always On-Port auch bei ausgeschaltetem Notebook zum Laden z.B. eines Handys genutzt werden kann. Ein dritter Typ A-Anschluss unterstützt lediglich USB 2.0, ist aber ein geniales Feature: Hinter einer kleinen Klappe auf der rechten Gehäuseseite versteckt, kann hier ein Nano-Empfänger für eine USB-Maus/Tastatur oder auch ein kleiner USB-Stick (dann aber nur mit USB 2.0-Geschwindigkeit) verbaut und permanent belassen werden, ohne einen normalen USB-Port zu blockieren. Lenovo verbaut weiterhin einen HDMI-Port (bis 4K/60 Hz), einen Full Size-SD-Kartenleser, einen ausklappbaren Ethernet-Anschluss und einen kombinierten 3.5mm-Headsetanschluss. Auch ein Kensington-Notebookschloss kann verwendet werden.

Die Unterseite kann als große Wartungsklappe abgenommen werden und lässt den Nutzer die zwei (!) M.2 2280-NVMe-SSDs sowie die WLAN-Karte austauschen. Der RAM ist leider verlötet und kann nicht erweitert werden. Auch setzt Lenovo bei der Wartungsklappe im Gegensatz zu ThinkPads beim ThinkBook 16 G4+ wieder auf Torx-Schrauben, was die Wartbarkeit etwas erschwert.

Tastatur

Die Tastatur des ThinkBook 16 G4+ konnte unseren Tester nicht begeistern. Der Hub ist relativ gering, auch wenn wir keine genaue Angabe finden konnten – wir gehen von 1,35mm aus. Immerhin ist der Tastenanschlag satt und gut definiert. Unser Tester konnte auf der Tastatur dennoch nur fehleranfälliger als sonst tippen – subjektiv liegt hier einfach keine Empfehlung vor. Schön ist, dass Lenovo einen (nicht näher definierte) Flüssigkeitsschutz verspricht und einen Nummernblock verbaut, der die Breite des Gehäuses gut ausnutzen kann.

Eine Hintergrundbeleuchtung verbaut Lenovo natürlich, die in zwei Stufen per Fn-Leertaste durchgeschaltet werden kann. Die Strg-Taste sitzt, wie bei der ThinkBook-Serie üblich, links außen.

Touchpad

Beim Touchpad hat Lenovo eindeutig an der falschen Stelle gespart. Insipiert durch Apples riesige Touchpads, insbeonsdere bei der MacBook Pro-Serie, zeichnet sich auch bei anderen Notebooks hier ein Trend ab und auch das ThinkBook 16 G4+ hat ein mit 135x80mm recht groß ausfallendes Touchpad. Für die Technik des Mausersatzes mit Glasoberfläche zeichnet ELAN verantwortlich – deren Treiber sind zwischenzeitlich deutlich verbessert, wodurch nun auch die Handballenerkennung recht zuverlässig funktioniert, wenn auch nicht perfekt wie bei Synaptics. Unser Testgerät wies allerdings einen sehr weichen Klick-Anschlag auf, das Touchpad scheint sich bei einem Klick an den Außenseiten auch zu verbiegen, statt sich komplett zu bewegen – das fühlt sich einfach nicht hochwertig an. Zudem klapperte das Touchpad beim bloßen Antippen, ohne zu klicken. Hoffentlich bessert Lenovo hier bei der nächsten Generation des ThinkBook 16 nach.

Display

Lenovo bietet für dieses Modell verschiedene Displayoptionen an – ein Panel mit WUXGA-Auflösung (1920×1200), 300 nits sowie lediglich 45% NTSC-Abdeckung sowie zwei Panels mit WQXGA-Auflösung (2560×1600), 350 nits und 100% sRGB-Abdeckung, einmal mit 60 Hz, einmal mit 120 Hz. In unserem Testgerät war das WQXGA-Display mit 60 Hz verbaut. Das Panel verzichtet auf PWM zur Helligkeitsregelung und nutzt stattdessen DC-Dimming.

Wir haben das Panel mit einem Datacolor Spyder 5 Pro vermessen. Es deckt 97% des sRGB-Farbraums und 76% des Adobe RGB-Farbraums sowie 72% von NTSC und 75% von DCI-P3 ab – leider knapp an einem perfekt für farbechtes Arbeiten geeigneten Panel vorbei, aber insbesondere im Hobbybereich sollte einem Einsatz auch für Foto- und Videobearbeitung nichts entgegensetzen. Die Helligkeitsregelung deckt einen Bereich von 3.8 cd/m² (bzw. nits) bis zu 336.3 cd/m² ab. Damit bleibt es nur knapp hinter der Erwartung zurück. Bei 50% eingestellter Helligkeit leuchtet das Display mit 76.9 cd/m², bei 70% mit 129.1 cd/m². Damit ist die Regelung bereits linearer als in vielen anderen Fällen. Heller könnte das Panel aber gerne sein, denn mit 336 nits ist es zum Arbeiten in der Sonne nicht wirklich zu benutzen, zumal die Oberfläche nicht komplett matt, sondern etwas seidenmatt ist. In einem hellen Raum fallen aber keine störenden Spiegelungen auf.

Audio, Kamera und Biometrie

Das ThinkBook 16 G4+ besitzt zwei nach unten abstrahlende 2W-Lautsprecher, die Dolby Atmos-zertifiziert sind. Wie mittlerweile gewohnt überzeugt das Klangbild – Höhen und Mitten werden ausreichend detailreich wiedergegeben, ein für ein Notebook durchaus satter Bass rundet das Klangbild nach unten ab. Das System bleibt aber hinter Lösungen mit vier Lautsprechern zurück. Ebenfalls typisch für ein Zwei-Lautsprecher-System ist, dass nicht nur das Klangbild, sondern auch die Maximallautstärke ohne Dolby Atmos deutlich abfällt – das müssen Linux-Nutzer in Betracht ziehen, für die keine Dolby-Software verfügbar ist.

Lenovo verbaut zwei Nahfeldmikrofone, die ein AI-unterstütztes Noise Cancelling mitbringen. Unser Tester wurde in einer Videokonferenz sehr gut verstanden, das System überzeugt also.

Mit dem ThinkBook 16 G4+ hat nun erstmals eine 1080p-Webcam in einem Lenovo-System ihren Weg in die nbreview.de-Redaktion gefunden. Das Kamerabild ist nun endlich deutlich schärfer als das von Lenovo gewohnte 720p-Kameramodul. Einzig bei schlechtem Licht lässt das Bild schnell nach und wird verwaschen – das lässt sich aber leicht verschmerzen. Natürlich kann die Kamera auch per ThinkShutter abgedeckt werden.

Die Kamera unterstützt einen hybriden Modus zur IR-Detektion, sodass sie auch zum Windows Hello-Login mit Gesichtserkennung genutzt werden kann. Der notwendige IR-Projektor sitzt neben der Kamera. Das Einloggen per Gesichtserkennung funktioniert wie gewohnt einwandfrei und schnell – so wie auch der Fingerabdrucksensor, der im Einschalter integriert ist.

Konnektivität

Lenovo verbaut im ThinkBook 16 G4+ eine Wi-Fi 6 oder Wi-Fi 6E M.2-Karte mit zwei Antennen, die nach dem aktuellen 802.11ax-Standard funkt. Zudem wird Bluetooth 5.2 unterstützt. WWAN ist nicht verfügbar, dafür ist trotz der recht dünnen Gehäusebauform ein Ethernet-Anschluss nativ vorhanden – dessen untere Hälfte kann zur Verwendung nach unten ausgeklappt werden.

Technische Daten

TestgerätAlternativen/Maximal
CPUIntel Core i7-12700H
14 Cores (6x P-Core, 2.3-4.7 GHz & 8x E-Core, 1.7-3.5 GHz). 24MB Cache
Intel Core i3-1215U (6 Cores)
Intel Core i5-1235U (10 Cores)
Intel Core i7-1255U (10 Cores)
Intel Core i5-1240P (12 Cores)
Intel Core i5-12500H (12 Cores)
Intel Core i7-1260P (12 Cores)
RAM16GB LPDDR5-4800 (verlötet)8GB oder 32GB
Display16″ IPS, WQXGA (2560×1600), 350 nits, 100% sRGB, 60 Hz, DC DimmingWUXGA (1920×1200), 300 nits, 45% NTSC, DC Dimming
WQXGA (2560×1600), 350 nits, 100% sRGB, 120 Hz, DC Dimming
GrafikIntel Iris Xe Graphics
Nvidia GeForce RTX 2050 Laptop GPU, 4GB
Intel UHD Graphics (mit Core i3)
ohne Nvidia-Grafik
HDD/SSD1TB M.2 2280 NVMe SSD, PCIe 4.0 x4ab 256GB
Zweiter M.2 2280-Slot, PCIe 3.0 x4
WLANWi-Fi 6/6E
Bluetooth5.2
WWAN
Schnittstellen2x USB Typ C, mit Unterstützung für PD 3.0 und Displayport 1.4 (davon 1x TB4/USB 4, 1x USB 3.2 Gen 2)
2x USB 3.2 Gen 1 (Typ A)
1x USB 2.0 (Typ A, versteckt)
HDMI
Ethernet
SD-Kartenleser
3.5mm-Headsetbuchse
BiometrieWindows Hello Infrarot-Kamera
Fingerabdruckleser
ohne Windows Hello
Audio2x 2W, Dolby Atmos
2x Nahfeld-Mikrofon mit AI Noise Cancelling
Webcam1080p-Webcam720p-Webcam
Akku71 Wh57 Wh
Netzteil100W65W, normal oder Wall-Mount
OSWindows 10 Pro Downgrade
Windows 11 Home
Windows 11 Pro

Es gibt eine weitere Version des ThinkBook 16 G4+ mit dem Namenszusatz „ARA“ – diese basiert auf AMDs Ryzen 6-Plattform, ist aber sonst sehr ähnlich oder gleich ausgestattet.

Hardware

CPU

Die getestete Konfiguration stellt CPU-seitig den Maximalausbau beim ThinkBook 16 G4+ dar: Intels Core i7-12700H ist eine leistungsstarke Workstation-CPU mit 6 Performance-Kernen (mit Hyper-Threading) und 8 Effizienz-Kernen, die eine nominale TDP von 45W mit einem Turbo-Maximum von 115W aufweist.

Wie immer haben wir die CPU mittels Cinebench R20 eine Stunde lang gebenchmarkt. Im Netzbetrieb erreicht der Core i7-12700H im Multicore-Benchmark durchschnittlich 4560 Punkte und im Singlecore-Benchmark 695 Punkte, was ein Multicore-Verhältnis von 6.55 ergibt. Der Wert im ersten Durchlauf liegt mit 5800 Punkten im Multicore-Benchmark deutlich höher, im Singlecore-Benchmark mit 692 Punkten aber sogar darunter, mit Singlecore-Last kommt das Kühlsystem also ohne Probleme klar.
Im Akkubetrieb (Einstellung „Höchstleistung“) wurden mit durchschnittlich 4463 Punkten im Multicore-Benchmark und 692 Punkten im Singlecore-Test minimal niedrigere Werte erreicht, das Multicore-Verhältnis liegt bei 6.45. Im ersten Durchlauf wurden 5472 Punkte im Multicore-Test und 681 Punkte im Singlecore-Test erreicht.

Die CPU setzt sich also deutlich an die Spitze der bisher in der Redaktion getesteten Geräte – kein Wunder insgesamt 14 Cores, auch wenn davon „nur“ 6 tatsächlich Performance-Cores sind. Zusätzlich ist anzumerken, dass das Multicore-Verhältnis ab der Alder Lake-Generation mit Performance- und Effizienz-Cores keine wirkliche Aussagekraft mehr hat und somit in zukünftigen Tests nicht mehr angegeben wird, da das Verhältnis zwischen P- und E-Cores nicht berücksichtigt wird. Dass dieses nur knapp über 6 liegt, zeigt, dass das Kühlsystem der vollen Abwärme der CPU nicht gewachsen ist – das kann man bei einem Ultrabook-Gehäuse und einer CPU, die maximal 115W aufnehmen kann, aber auch nicht erwarten. Für die brachiale Leistung dieser CPU schlägt sich das Gerät tatsächlich sehr gut.

Aus der 3D Mark-Suite haben wir den CPU Profile-Test durchgeführt:

Max (20) threads6.893
16 threads6.676
8 threads5.201
4 threads3.391
2 threads1.841
1 thread994

Hier ist interessant zu sehen, wie die CPU-Leistung bei Alder Lake skaliert: Von einem bis zu vier Threads bewegt sich die Leistung fast linear – es ist davon auszugehen, dass hier erst P-Cores verwendet werden. Von vier zu acht Threads ist der Leistungszuwachs bereits deutlich begrenzt, was verdeutlicht, dass die CPU in der vorliegenden Konfiguration die P-Cores nicht voll ausnutzen kann. Bis zu 12 Threads könnten auf die P-Cores begrenzt werden, leider wird dieser Wert jedoch nicht gemessen. Die Leistungssteigerung von acht auf 16 Threads fällt jedoch nochmals geringer als von vier auf acht Threads aus – hier begrenzen nun sowohl die thermischen bzw. Stromversorgungs-Gegebenheiten als auch die Leistung der nun hinzugezogenen E-Cores. Von 16 auf 20 Threads verändert sich die Leistung nur noch extrem marginal, hier sind die thermischen Reserven vermutlich komplett ausgereizt.

GPU

Das ThinkBook 16 G4+ in unserer Konfiguration nutzt Intels Iris Xe Graphics in Kombination mit einer Nvidia GeForce RTX 2050 Laptop GPU mit 4GB VRAM. Im Furmark-Benchmark erreicht das Gerät 1178 Punkte und durchschnittlich 20 FPS.

Aus der 3DMark-Suite haben wir einige Benchmarks getestet:

3DMark Night Raid v1.129.270
Graphics Score41.412
CPU Score10.998
3DMark Fire Strike Extreme v1.14.597
Graphics Score4.717
Physics Score25.361
Graphics Score1.902
3DMark Fire Strike Ultra v1.12.157
Graphics Score2.025
Physics Score26.136
Graphics Score1.145
3DMark Fire Strike v1.19.009
Graphics Score9.999
Physics Score26.343
Combined Score3.301
3DMark Time Spy Extreme v1.21.954
Graphics Score1.784
CPU Score4.269
3DMark Time Spy v1.24.276
Graphics Score3.925
CPU Score8.673
3DMark PCI Express feature test v1.0: Bandwidth6.02 GB/s

Die GeForce RTX 2050 mit 4GB VRAM kann sich deutlich von vorher getesteten, integrierten Grafiklösungen, auch Intels neuester Iris Xe Graphics, absetzen. Auch einige aktuelle Spiele (z.B. Stray) können mit guten, wenn auch nicht maximalen Einstellungen mehr als flüssig gespielt werden. Gaming-Enthusiasten werden aber vermutlich eine GPU der RTX 3000-Serie vermissen.

SSD

In unsere Testgerät arbeitet eine 1TB große M.2 2280 NVMe-SSD von Micron mit der Bezeichnung MTFDKCD1T0TFK, die per PCIe 4.0 x4 angebunden ist. Es scheint sich um eine reine OEM-SSD zu handeln, da keine Dokumente zu dem Laufwerk zu finden sind. Die sequentielle Lese- und Schreibrate fällt etwas hinter vergleichbaren Laufwerken von Samsung zurück, ist aber für den Alltagseinsatz auch irrelevant. Ansonsten liefert das Laufwerk eine überzeugende Leistung ab.

PCMark „Alltags-Benchmark“

Leider haben es uns Treiberprobleme (weiter unten erläutert) unmöglich gemacht, ein verwertbares Ergebnis im PCMark 10-Test zu erhalten – die Ergebnisse liegen unterhalb eines Tiger Lake UP4-Notebooks, was nicht der Realität entspricht, weshalb wir sie hier auch nicht zeigen. Nach dem vorläufigen Lösen der Treiberprobleme brach der PCMark-Test jedoch reproduzierbar im Videokonferenz-Test ab.

Temperatur, Stromverbrauch und Lautstärke

Der Lüfter des ThinkBook 16 G4+ IAP ist im Normalbetrieb eher leise und macht nur selten durch leichtes Rauschen auf sich aufmerksam. Unter Last dreht er recht schnell hoch und rauscht dann deutlich hörbar, verstummt aber auch nach dem Ende der anliegenden CPU- oder GPU-Last schnell wieder. Angesichts der hier in einem sehr dünnen Gehäuse verbauten H-CPU mit 45W TDP ist das aber auch zu erwarten und absolut im Rahmen.

Wie üblich haben wir das Temperatur- und Energieverhalten des ThinkBook 16 G4+ in Benchmarks mit Cinebench R20 sowie bei simulierter Höchstlast mit Prime95 und Furmark über eine Stunde protokolliert.

Im Cinebench R20 Multicore-Test taktet das Gerät im Netzbetrieb dauerhaft bei ca. 2.4 GHz durchschnittlichem Kerntakt (P- und E-Cores können sich hier unterscheiden), nur anfangs können für etwa eine Minute knapp 3 GHz gehalten werden. Die CPU-Temperatur schnellt anfangs kurz auf 95 Grad hoch, hier wird eine Leistungsaufnahme von etwa 72 W (!) erreicht. Danach wird die TDP auf 45 W begrenzt – es ist schön zu sehen, dass Lenovo der CPU trotz des eher dünnen Gehäuses freien Lauf lässt. Die Temperatur pendelt sich dann bei 70 bis 72 Grad ein, für den Formfaktor des Geräts und die sehr starke CPU ein beachtliches Ergebnis. Interessant ist, dass unsere Tests niemals aktives Thermal- oder Power Limit-Throttling angezeigt haben – wir gehen aber stark davon aus, dass hier erst Thermal Throttling vorliegt (theoretisch könnte die CPU eine kurzfristige TDP von bis zu 115 W erreichen), wobei dann nach einer minute das Power Limit Throttling greift. Vermutlich ist die im Test genutzte Software noch nicht auf Intels Alder Lake-Architektur und deren Logging optimiert.
Im Akkubetrieb wird die CPU erst auf eine TDP von ca. 65 W, dann auf 40 W begrenzt. Die Temperaturen liegen entsprechend mit bis zu 80 und dann langfristig ca. 67 Grad etwas niedriger, die langfristig gehaltene Taktfrequenz liegt bei 2.3 GHz. Im Akkubetrieb scheint die Nvidia-GPU inaktiv zu sein.

Im Cinebench R20 Singlecore-Test taktet die CPU zwischen 4.0 und 4.5 GHz. Es wird also eindeutig ein P-Core genutzt. Die Temperaturen schwanken im Test zwischen 80 und 90 Grad, die CPU-Leistungsaufnahme liegt bei etwa 27 Watt.
Im Akkubetrieb werden hier die gleichen Werte erreicht, wobei kurze Taktabfälle auf bis zu 1.5 GHz registriert wurden. Insgesamt bleibt die Leistung jedoch gleich, was sich auch in den bereits dargestellten Cinebench-Ergebnissen widerspiegelt.

Im Netzbetrieb haben wir CPU, Cache und RAM mit dem Small FFT-Test von Prime95 voll ausgelastet. Die CPU-Frequenz schwankt nun nach einem kurzen Start bei ca. 2.7 GHz zwischen 1.5 und 2 GHz, die Temperatur pandelt sich zwischen 65 und 75 Grad ein. Die Leistungsaufnahme beginnt bei knapp 70W, pendelt dann langfristig mit der Taktfrequenz zwischen ca. 30 und 40 Watt.
Lasten wir die GPU zusätzlich mit Furmark aus, nimmt diese eine Leistung von 36W auf und erreicht eine Temperatur von ca. 80 Grad. Die CPU kann anfangs die Taktfrequenz etwas länger hoch halten, pendelt sich jedoch nach 6 Minuten bei 1 GHz und einer Leistungsaufnahme von 20 Watt ein, die Temperatur liegt ebenfalls bei ca. 80 Grad.

Wir haben zum Ende des Tests noch eine „Performance Boost“-Option im UEFI entdeckt und dementsprechend einen kurzen Multi- und Singlecore-Test im Netzbetrieb durchgeführt. Im Multicore-Test hat sich nichts geändert, im Singlecore-Test lag die zulässige TDP mit ca. 29 Watt etwas höher. Einen großen Unterschied scheint der Modus allerdings auch performance-seitig nicht zu machen.

Akkulaufzeit

Das ThinkBook 16 G4+ nutzt einen 71 Wh-Lithium Polymer-Akku, der Rapid Charge Pro (50% Ladung in 30 min) unterstützt. Mitgeliefert wird ein 100W USB-C Netzteil, das somit das Ladelimit über USB Power Delivery ausreizt – höhere Ladeleistungen setzen auf proprietäre Lösungen der Hersteller.

Der Battery Eater v2.70-Benchmark leert den Akku im Classic Test (Volllast, mittlere Helligkeit, WLAN an) in 1h 43min. Der Reader’s Test (simuliert Lesen eines Textes, mittlere Helligkeit, WLAN an) ergab eine 14h 59min.

Im Alltagsbetrieb hat sich bei gemischter Nutzung (Office, Internet, WLAN an, teilweise Nutzung einer Samsung T7-SSD) eine Akkulaufzeit von etwa 5-8 Stunden herausgestellt, je nach Anteil der Nutzung von eher leistungshungrigen Programmen. Wie bereits unsere Analyse der Leistungsaufnahme und die doch sehr kurze Helligkeit im Classic Test offenbaren, ist der Stromverbrauch der CPU unter Volllast auf allen Kernen erheblich, was aber bei einem Core i7 der H-Serie auch zu erwarten ist. Legt man mehr Wert auf eine längere Akkulaufzeit und ist bereit, dafür auf Leistung zu verzichten, entscheidet man sich für ein Ultrabook.

Preis und Konfiguration

Die hier getestete Konfiguration ist als einziges Modell im Lenovo-Studentenprogramm für 1.289 Euro verfügbar. Im freien Handel ist das Gerät aktuell noch nicht zu erhalten, ebenso gibt es zum aktuellen Zeitpunkt keine anderen Konfigurationen als die hier getestete.


GPU-Treiberprobleme

Wie bereits im Testbericht angedeutet, war das ThinkBook 16 G4+ IAP in unserem Test leider von Treiberproblemen betroffen. Nach der ersten Installation von Windows 11 Pro haben wir sämtliche Treiber von der Lenovo-Website in der empfohlenen Reihenfolge installiert und es traten zunächst keine Probleme auf. Nach wenigen Minuten eines grafisch etwas anspruchsvolleren Spiels, bei dem die Nvidia GeForce RTX 2050 zunächst über 60 fps erzielen konnte, brach die Framerate jedoch auf unter 5 fps zusammen. Auch andere Programme waren betroffen, so wurden auch in Benchmarks (z.B. PCMark 10) deutlich geringere Ergebnisse erzielt. nach einem Neustart oder einer Neuinstallation des Nvidia-Game Ready-Treibers ließ sich dieses Problem nicht lösen. Wir haben folglich Windows und alle Treiber neu installiert, was die Grafikkarte endlich wieder in einen normalen Betriebsmodus versetzt hat. Hiernach war jedoch PCMark 10 nicht mehr zur Zusammenarbeit zu überreden. Wir gehen davon aus, dass es beim Treiber der iGPU oder der dedizierten Nvidia-GPU noch Probleme gibt, die in einem zukünftigen Update gelöst werden können.

Für wen?

Eine Frage, die sich unserem Tester bereits bei der Ansicht der Konfiguration und auch während des Tests gestellt hat, ist: Für wen ist das vorliegende Modell des ThinkBook 16 G4+ IAP zu empfehlen? Die Konfiguration mit Core i7-12700H prädestiniert das Gerät beispielsweise als Workstation für Grafik, Video oder Design, zur Softwareentwicklung, für virtuelle Maschinen oder auch fürs Gaming. Letztere Zielgruppe würde aber vermutlich bereits eine Grafikkarte der RTX 3000-Serie bevorzugen. Für andere Anwendungen ist das Gerät dann aber wiederum aufgrund der verlöteten, nicht aufrüstbaren 16 GB RAM, die aktuell auch nicht anders konfiguriert werden können, nur sehr eingeschränkt geeignet. Tatsächlich fällt uns kaum ein Anwendungszweck ein, der einerseits ausschließlich CPU-, aber nicht RAM- oder GPU-intensiv ist, andererseits aber ein Notebook erfordert. Dieses Gerät wäre in einer alternativen Konfiguration mit einer U- oder P-CPU der 12. Generation, oder alternativ mit mehr oder sogar aufrüstbarem RAM, für deutlich mehr Anwender zu empfehlen.


Fazit

Das Lenovo ThinkBook 16 G4+ IAP hinterlässt im Test ein gemischtes Bild. Die Verarbeitung ist auf dem von der ThinkBook-Serie gewohnten, guten Niveau – ein Metallgehäuse fühlt sich einfach sofort besser an als ein Plastikgehäuse, wie man es bei vielen günstigeren Geräten findet. Auch das Display und die reine CPU-Leistung überzeugen, das thermische Management funktioniert gut und die Schnittstellenausstattung ist klasse – insbesondere der versteckte USB-Port für einen Maus/Tastatur-Empfänger ist eine pfiffige Idee. Der Akku ist für ein leistungsstarkes Gerät ausreichend groß dimensioniert und kann schnell geladen werden. Zumindest die Tastatur ist besser als bei günstigeren Alternativen, das Touchpad hätte ob seiner Größe allerdings sehr von einer stabileren Bauweise profitiert. Schließlich könnte auch das Display etwas heller sein. Die Treiberprobleme haben leider verhindert, den üblicherweise sehr praktischen PCMark-Benchmark durchzufühlen, werden sicherlich in einem kommenden Update gelöst und sollen daher das Testfazit nicht beeinflussen. Auch der Preis des Geräts ist attraktiv.

Das Gerät steht und fällt jedoch mit der Eignung für den Anwendungszweck, und für diese Konfiguration können wir leider keine Empfehlung aussprechen. Nahezu jede:r, der die Leistung eines Core i7-12700H benötigt, wird vermutlich auch mehr als 16 GB RAM benötigen – eine solche CPU zu nutzen, obwohl man sie überhaupt nicht benötigt, ist aufgrund des generell höheren Stromverbrauchs aber auch nicht zu empfehlen. Wer aber wirklich ein Gerät mit höchstmöglicher CPU-Leistung, aber wenig Ansprüchen an RAM sucht, der kann hier gut zugreifen – günstiger bekommt man den Core i7-12700H und eine RTX 2050 nicht. Kann man sogar auf eine dedizierte GPU verzichten, so ist das ThinkBook 14 G4+ mit identischer CPU, aber eventuell auch anderem Kühlsystem, noch etwas günstiger.
Sollte Lenovo noch weitere Konfigurationen auf den Markt bringen, beispielsweise mit Core i5/i7-P oder sogar Core i5/i7-U, wobei bei diesen auch ein noch geringerer Einstiegspreis zu erwarten wäre, dann stellt es für Nutzer, die bereit sind, bei den Eingabegeräten leichte Abstriche zu machen und ein nicht zu teures, aber grundsolides, mit einem guten Display überzeugendes 16″-Notebook benötigen, eine gute Wahl dar.

Über Yassin

Mein erstes ThinkPad war ein T41, das ich 2009 als Übergangsgerät zwischen einem Samsung-Notebook und einem MacBook Pro verwendet habe. Nach einem Jahr und einem defekten Unibody-Gehäuse habe ich dann ein ThinkPad X201 neu erworben - und dann hat das Sammeln begonnen. Geschätzte 50 ThinkPads später (von denen ich einige immer noch habe) arbeite ich aktuell mit einem ThinkPad T470p und teste hier im Team gerne Lenovos Neuvorstellungen.

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