Bowers & Wilkins Formation

Wir haben von Bowers & Wilkins einige Lautsprecher der neuen Formation Serie erhalten. Es handelt sich um ein Multiroom System, welches man flexibel miteinander kombinieren kann. Ich hatte in den letzten Wochen die Möglichkeit mir das System ausführlich anzuhören. Spannend war für mich vor allem der Vergleich mit meinen doch schon etwas älteren Bowers & Wilkins Lautsprechern an einem Pioneer Verstärker.

Die komplette Formation Serie

Bei meinem Test möchte ich vor allem auf den Klang eingehen, da das für mich das wichtigste ist. Vorweg möchte ich sagen das der Klang selbstverständlich immer subjektiv ist, trotzdem versuche ich neutral zu sein. Denn für eine gute Musikwiedergabe zählt für mich vor allem das der Klang sehr natürlich und nicht zu stark vom System verändert wird. Natürlich werde ich auch auf die Einrichtung und Anbindung eingehen.

Die unterschiedlichen Komponenten

Uns wurden folgende Geräte zur Verfügung gestellt:
2x Formaton Flex
1x Formation Wedge
1x Formation Bar
1x Formation Bass
1x Formation Audio

Formation Flex

Bei der Formation Flex handelt es sich um die kleinste und günstigste Box. Ideal geeignet um mehrere Räume zu beschallen oder als Surround Lautsprecher in Kombination mit einer Formation Bar. Das Design ist recht unauffällig aber trotzdem elegant. Oben befindet sich eine Glasplatte mit einem Touch Bedienfeld, welches bei Annäherung aufleuchtet. Im “Ruhezustand” sieht man keine Bedienelemente. Der Korpus ist mit Lautsprecherstoff überzogen und man erkennt das Formation Design, unten befindet sich ein Metallfuß und eine Gummimatte welche für einen sicheren Stand sorgt. Trotz der kompakten Größe ist der Flex relativ schwer und hat einen unglaublichen Klang, dazu jedoch später mehr.

Formation Wedge

Der große Bruder der Flex ist die Wege. Ein größerer Lautsprecher, welcher vor allem für die Beschallung von größeren Räumen geeignet ist, oder man einfach einen volleren Klang möchte als mit der Flex. Man merkt klar das hier deutliche mehr Treiber vorhanden sind. Beeindruckt hat mich vor allem der Bass, man hat wirklich auch bei höhere Lautstärke einen unglaublich voluminösen Klang. Verarbeitet ist die Wedge sehr gut. Oben befinden sich wieder die Touch Bedienelemente, welche auch einen Annäherungssensor haben. Auf der Rückseite ist eine Holzabdeckung, die Front ist wieder im Formation Design mit Lautsprecherstoff bezogen. Das Design ist keinesfalls unauffällig, sondern eher ein Eyecatcher, welcher polarisiert. So habe ich im Bekanntenkreis sehr unterschiedliche Meinungen gehört.

Formation Bar

Die Formation Bar ist eine Soundbar welche man per optischem Kabel auch direkt an den TV anschließen kann. Natürlich ist es auch möglich die Bar per App anzusteuern und mit Audio zu füttern. Bei der Bar handelt es sich um meinen persönlichen Favorit, da ich es immer noch nicht glauben kann was aus dieser verhältnismäßig kleinen “Stange” für ein Klang raus kommt. Sie ist durchgehend mit Stoff bezogen, an den seitlichen Enden befindet sich eine Abdeckung mit dem Logo, welche etwas wackelig war, jedoch ist das Kritik auf hohem Niveau. Auf der Oberseite befinden sich die Bedienelemente in Tastenform, diese lassen sich meist etwas schwer mit dem Fingernagel drücken. Habe jedoch die Lautstärke hier auch selten geregelt.

Vom Anschluss an den TV war ich etwas überrascht, ich hatte erwartet, dass man die Bar per HDMI ARC oder per durchschleifen anschließen kann, leider geht das ausschließlich per optischem Kabel. Auch eine Fernbedienung für die Bar gibt es nicht. In der Anleitung steht das die Bar über einen Infrarot Empfänger und Transmitter verfügt sodass man die TV Fernbedienung verwenden kann. Leider hat das bei mir alles nicht geklappt, da der TV eine statische Lautstärke an die Bar abgibt dadurch konnte ich die Lautstärke nur per App regeln. Das sehe ich ganz klar als Nachteil. Vielleicht wäre es auch mit etwas mehr Aufwand gegangen die Bar doch noch per TV Fernbedienung zu steuern, jedoch wollte ich nicht mein privates Setup komplett auseinander nehmen, da ich alles über einen AV Receiver laufen lasse.

Formation Bass

Der Subwoofer des Systems ist sehr chic und somit kann man ihn auch lässig im Raum platzieren ohne das er groß auffällt. Das Gewicht und die Leistung passt nur mit der Größe überhaupt nicht zusammen. Er wiegt sehr viel und es ist unglaublich wie stark die Bässe dieses Subwoofers sind. Der Vorteil ist das man ihn flexibel zu allen möglichen Boxen koppeln kann. Wenn man also zum Beispiel bei der Flex mehr Volumen möchte, kann man den Subwoofer auch wo anders platzieren um den Klang im Raum zu verbessern. Die Verarbeitung ist sehr gut. Es handelt sich um einen Röhre und an den Seiten sind die beiden Treiber, welche dann auch Schwingen. Man findet vorne lediglich die Formation Taste, welche zum koppeln dient. Die Einstellung der Lautstärke macht man anschließend über die App. Habe den Bass meistens um einiges leiser gedreht, da er wirklich sehr viel Leistung hat. Gerade bei Filmen ideal, für die Musik war er mir teilweise zu heftig, aber dazu später mehr beim Klangvergleich.

Formation Audio

Das Bindeglied des Multiroom Systems heißt Formation Audio und streamt Musik von einer kabelgebundenen Audioquelle zu den Formation Boxen. Genauso kann man es auch anders herum machen um zum Beispiel seine vorhandene Anlage Multiroom fähig zu machen. Für mich ist dieses Produkt am wenigsten interessant. Ich nutze als Abspielquelle ausschließlich Spotify und habe somit auch nicht die Notwendigkeit zum Beispiel einen Plattenspieler anzuschließen. Auch die vorhandene Anlage in das Multiroom einzubinden finde ich nicht so gut, da ich an einer HiFi Anlage eher aktiv Musik höre als mich passiv nebenbei beschallen zu lassen. Außerdem muss der Verstärker noch manuell eingeschalten werden, daher funktioniert das dann nicht so einfach wie mit echten Multiroom Boxen. Wer jedoch seine HiFi Anlage parallel zu den Formation Boxen laufen lassen möchte ist mit dem Formation Audio gut bedient, da hier alle Möglichkeiten offen sind. Zudem ist das Design sehr elegant und unauffällig.

Die Einrichtung

Alle Formation Produkte können per WLAN oder Ethernet an das Netzwerk angebunden werden. Was ich sehr angenehm empfunden habe war das sämtliche Produkte nur über ein Eurostecker direkt mit Strom versorgt werden, kein extra Netzteil das für Unordnung sorgt und bei Bedarf kann man die Kabel in unterschiedlichen Längen und Farben nachkaufen. Sobald man die Boxen mit dem Strom verbindet senden diese ein Signal aus, damit sie von der App gefunden werden. Das funktioniert meistens recht zuverlässig. Nur beim koppeln und zusammenführen von mehreren Formation Komponenten waren einige Neustarts der Produkte notwendig und hat ein paar Nerven gekostet.

Nachdem die Boxen erkannt wurden muss man diese noch mit dem WLAN verbinden. Ab da werden die Boxen in Spotify erkannt, auch die Widergabe mit AirPlay 2 ist möglich. Es kommt hier darauf an was man bevorzugt.

Ich hatte während der Testphase keine Verbindungsabbrüche. Habe sowohl per Spotify Connect als auch mit AirPlay 2 gearbeitet. Beides funktioniert wirklich sehr zuverlässig. Grundvoraussetzung hierbei ist natürlich eine gute WLAN Abdeckung. Alternativ kann man auch über Ethernet Kabel arbeiten, jedoch habe ich das nicht getestet. Im privaten Bereich denke ich ist WLAN einfach die flexiblere Lösung.

Die Lautsprecher lassen sich unterschiedlich zusammenschließen. So kann man das System beliebig erweitern. Gerade wenn man zu Anfang nicht so viel Geld ausgeben möchte ist das recht angenehm, das man jederzeit einen Subwoofer oder zweiten Lautsprecher hinzufügen kann. Der Hersteller unterscheidet hier zwischen Musik Konfigurationen und TV Konfigurationen.

Ich habe ein paar Koppelungen ausprobiert, bei der Menge an Möglichkeiten jedoch nicht alle. Das hätte den Zeitlichen Rahmen gesprengt und macht meiner Meinung auch nicht so viel Sinn zu testen. Beim koppeln hatte ich jedoch wie schon beschrieben ein paar Schwierigkeiten. Die App findet wieder einen Lautsprecher nicht und bis dieses neu gestartet ist, sind die anderen nicht mehr im Koppelungsmodus und man muss alle neu starten usw.. Das ganze kenne ich jedoch auch von anderen Systemen, daher hat der Hersteller vermutlich keine Schuld daran.

Der Klang

Das wohl wichtigste bei Lautsprechern ist der Klang. Allgemein kann ich zu allen Produkten sagen das sie wirklich einen sehr unverfälschten und guten Klang haben. Bei dem Preis sollte man das auch erwarten, nur bin ich auch von manchen Marktbegleitern schon enttäuscht worden, da mir die zu sehr “gesoundet” sind. Natürlich möchte jeder Hersteller seine eigene Klangcharakteristik einbringen, nur zu sehr sollte man nicht eingreifen.

Generell kann man sagen das man bei Aktivboxen die perfekte Abstimmung von Verstärker und Treiber hat, das ist ein großer Vorteil gegenüber einer klassischen Anlage. Denn hier sind einfach viele Komponenten vorhanden die den Klang beeinflussen. Also nutzen einem die besten Boxen nichts, wenn der Verstärker nicht gut ist. Ebenso habe ich festgestellt, dass ein einmessen der Verstärker noch eine enorme Verbesserung bringt. Jedoch kann man bei Verstärkern auch viele Einstellmöglichkeiten haben um so auf sein persönliches Empfinden eingehen zu können. Man sieht also das es gar nicht so einfach ist Lautsprecher zu vergleichen.

Bei jedem der Formation Komponenten merkt man das sie sich individuell auf das Eingangssignal abstimmen. Macht man die Musik sehr laut, werden automatisch die Bässe reduziert um ein übersteuern zu verhindern. Man muss also der Box das vertrauen schenken das sie aus jedem Eingangssignal das bester herausholt. Und das machen die Boxen auch.

Formation Bar

Besonders beeindruckt bin ich von der Formation Bar, welche ich im Vergleich zu einem Stereopaar von meinen Bowers & Wilkins DM 603 gehört habe. Der Größenunterschied von den beiden Boxen zu der Verhältnismäßig kleinen Bar ist enorm. Ich dachte mir das die Bar verlieren wird aber da habe ich mich getäuscht. Der Klang der Bar ist dermaßen räumlich das man denken könnte man hat ein Stereopaar vor sich stehen. Einiger meiner Bekannten dachten auch das die “großen” Boxen an sind und nicht die Soundbar. Getestet habe ich lange ohne Subwoofer und Flex als Rearboxen. Egal welches Genre, die Bar kommt damit zurecht. Was mir ebenfalls aufgefallen ist, das sie auch bei leisen und sehr dynamischen Stücken wunderbar funktioniert. Einige Lautsprecher benötigen eine gewisse Lautstärke um einen guten Klang zu haben, aber Bar und eigentlich alle Formation Komponenten sind ebenso gute Laut- wie Leisesprecher.

Formation Wedge

Die Wedge habe ich mir auch im Vergleich zu den anderen Komponenten angehört. Es handelt sich um eine größere Box mit mehreren Treibern und einem integrierten Subwoofer. Dadurch entsteht ein sehr voller und Raumfüllender Klang. Die Box klingt auch deutlich “breiter” als sie ist. Man hat auch ein Stereogefühl wenn man vor ihr sitzt. Natürlich nicht so stark wie bei der Bar, jedoch definitiv ausreicht wenn man wenig Platz hat und trotzdem einen sehr guten Klang haben möchte. Auch bei der Lautstärke braucht sich die Wedge keinesfalls verstecken, sie kann man wirklich sehr laut stellen und auch die Bässe bleiben lange im vollem Umfang erhalten. Bei zu hoher Lautstärke regelt sie natürlich wieder etwas die Tiefen runter um ein übersteuern zu verhindern. Die Wedge ist die perfekte Anschlussklasse zwischen Passivbeschallung für nebenbei und bewusstem Musikhören mit einer kompakten Box.

Formation Flex

Der Flex ist das Einstiegsmodell in die Formation Serie. Habe auch schon gelesen das sie mit den Amazon Echos verglichen wird, jedoch finde ich das die Flex nochmal um einiges besser abschneidet. Der Klang ist für die Größe wieder mal beeindruckend gut. Größenbedingt natürlich nicht ganz so Voluminös und Raumfüllend. Aber für mein 25qm Büro hat auch sie den Raum ausreichen gefüllt um “nebenbei” Musik zu hören. Interessant wird es wenn man zwei Flex miteinander kombiniert und dadurch ein echtes Stereopaar erhält. Es wird alles um einiges räumlicher und die “Bühne” ist bei Musikstücken deutlich vorhanden. Bei höherer Lautstärke fehlt jedoch das Volumen. Das könnte man dann optional mit dem Formation Bass ergänzen. Ich tue mich sehr schwer zu entscheiden ob ich eine Wedge oder zwei Flex lieber nutzen würde, denke jedoch das ich eher zu zwei Flex tendieren würde, da man, wie der Name sagt, einfach flexibler ist. Es kommt natürlich auf die persönlichen Vorlieben und die räumlichen Anforderungen an.

Formation Flex Photography

Formation Bass

Den Bass habe ich in verschiedenen Kombinationen getestet. Zum Musik hören ist er mir generell zu Laut. Im HiFi Bereich hört man generell eher ohne Subwoofer Musik und benötigt diesen bei entsprechenden Boxen auch nur im Heimkino. Bei der Formation Flex kann man eventuell darüber nachdenken ihn bei der Musik mit einzubringen, bei allen weiteren Komponenten ist er für die Musik meiner Meinung nach zu intensiv. Im Heimkino bei Filmen wird es jedoch interessanter, gerade bei dynamischen Filmen mit vielen Effekten haut der Bass nochmal eine ordentliche Portion Druck mit drauf. Beeindruckend ist das er nicht mal so groß ist und so einen starke Leistung hat, durch das Hohe Gewicht von 12,5 kg hat er genug Masse was den tiefen intensiven Klang erklärt.

Koppelung der Lautsprecher im 5.1 Setup

Da sich die Lautsprecher wie oben beschrieben beliebig Kopplen lassen habe ich auch ein 5.1 Setup intensiv getestet. Vorne die Bar, die beiden Flex als Rear Lautsprecher und der Bass als Subwoofer.

Hier muss ich zugeben kommt die Anlage nicht an ein “echtes” 5.a Setup heran. Problem ist hauptsächlich das die beiden hinteren Lautsprecher viel weiter auseinander Stehen als die Bar breit ist. Dadurch enttarnt sich die Bar als kein echtes Stereopaar. Es entsteht wie ein Dreieck. Interessanterweise ist mir das bei der Bar alleine im vergleich zu meinen Stereoboxen nicht so stark aufgefallen.

Formation Bar und Bass im Heimkino Setup

Wenn jemand überwiegend Filme schaut ist es trotzdem ein gutes Setup, da bei den meisten Filmen nur Geräusche und Musik auch auf die hinteren Boxen abgemischt wird. Und durch die kabellose Verbindung muss man nicht Kabel durch das ganze Wohnzimmer ziehen. Wer also überwiegend Filme schaut und “echtes” 5.1 möchte kommt auch mit der Bar und den beiden Flex sehr gut zurecht. Der Subwoofer ergänz hier das System schön in den Tiefen und gerade bei Soundeffekten kommt dieser richtig gut zur Geltung.

Bei der Musik muss ich ganz klar sagen habe ich das Setup nicht gemocht, die beiden Flex musste ich auch in der App um einiges Leiser stellen. Da man ja doch näher an diesen sitzt wie an der Bar. Bei meinen Boxen wird die Lautstärkekorrektur durch eine Messung angeglichen, bei der Wedge Serie stellt man nur den Abstand ein, was mir jedoch nicht zuverlässig genug war und man musste eben manuell eingreifen. Finde ich auch gut, das einem die App hier die Möglichkeit gibt. Beim Musikhören habe ich mich einfach nicht damit anfreunden können und habe lieber ausschließlich über die Bar gehört.

Fazit

Abschließend kann ich sagen das mir die B&W Formation Serie durch und durch gefallen hat. Man merkt klar das die HighEnd Schiene gefahren wird. Die einfache Anbindung des Systems per WLAN und App sind sehr angenehm in der Bedienung. Es ist im Alltag sehr angenehm einfach per App Musik zu starten ohne erst einen Verstärker etc anschalten und einstellen zu müssen. Gerade weil mir aufgefallen ist das der Klang mit einer (etwas älteren) HighEnd Anlage mit AV Receifer locker mithalten kann und in machen Stellen sogar übertreffen kann.

Für Musikliebhaber sind Aktivboxen jedoch immer ein zweischneidiges Schwert. Vorteil ist ganz klar das die Box mit integriertem Verstärker die Audiodatei selbst angleichen kann. Dadurch ist eine sehr gute Abstimmung von Verstärker und Treiber vorhanden. Nachteil ist das man in das System nicht mehr eingreifen kann, die Einstellmöglichkeiten wie bei einem Verstärker gibt es hier einfach nicht. Man muss sich also darauf verlassen können was das System macht und das einem dieser Klang gefällt. Wer jedoch die Einfache Handhabung und Bedienung nicht missen möchte und trotzdem ein sehr gutes und vor allem ausgewogenes Klangbild möchte ist mit der Formation Serie sehr gut bedient.

Über Andreas Fink

ThinkPads haben mir eigentlich schon immer gut gefallen. Das schlichte Design und die hohe Stabilität fand ich faszinierend. Angefangen hat es mit einem E420s, dann T530, X380 Yoga und diversen Desktop PC. Durch meine Ausbildung als Hörakustiker teste ich auch gerne alles rund um das Thema Hifi.

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